Mit kulturellen Unterschieden zur Superkraft
Kateryna Borysenko kam im Februar 2022 kurz nach Kriegsausbruch aus der Ukraine nach Deutschland. Sie hat uns von ihrem bewegenden Weg erzählt und wie sie bei der TARGOBANK ihr Herzensprojekt umsetzen kann.
Was es bedeutet, wenn im eigenen Land ein Krieg ausbricht, kann sich wohl niemand vorstellen, der es nicht selbst erlebt hat. Für Kateryna änderte sich schlagartig ihr komplettes Leben. „Als die ersten Bomben auf meine Heimatstadt Kiew fielen, war für mich klar, dass ich meinen Sohn und meinen Hund schützen und das Land verlassen muss.“ Keine einfache Entscheidung, denn ihr Mann, ihre Eltern und Großeltern und alle anderen Familienangehörigen haben sich entschieden in Kiew zu bleiben. „Ich musste meine wunderbare Familie und viele Freunde zurücklassen und lebe jetzt in ständiger Angst um sie. Ich hatte einen tollen Job, eine schöne Wohnung und ein Auto und kam nach Deutschland und hatte nichts.“
Ein neues Leben in Deutschland
Wenn man Kateryna sieht, nimmt man ihre Ängste und die Zerrissenheit, in der sie lebt, auf den ersten Blick nicht wahr. Sie ist eine starke, offene und herzliche Frau mit einem ansteckenden Lachen. Sie sprüht vor Energie und man spürt, dass sie eine Mission hat. Und so war es für Kateryna klar, dass sie den Kopf nicht in den Sand stecken, sondern für ihren damals 16-jährigen Sohn und sich ein neues Leben in Deutschland aufbauen wolle. Als HR Business Partnerin hatte sie die Möglichkeit, bis Ende Dezember 2023 mit ukrainischen, deutschen und amerikanischen Kollegen*innen in einem deutschen IT-Unternehmen zu arbeiten. Das bot ihr auf Zeit eine gewisse finanzielle Sicherheit, aber sie wollte sich weiterentwickeln und hatte jetzt auch ein klares Ziel. „Ich wusste schon immer, dass ich Personalerin mit Leib und Seele bin und jetzt wusste ich ganz genau, was ich wollte: Ukrainer*innen helfen in Deutschland Fuß zu fassen und die Verständigung zwischen beiden Nationalitäten fördern, so dass kulturelle Unterschiede und Stärken zu einer Quelle des Wachstums und zu einer Superkraft werden, von der alle profitieren.“
Manager, die Brücken bauen
Dann hatte Kateryna von dem Pilotprojekt „Bridging Managers“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz und der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) erfahren, welches Top-Führungskräften aus der Ukraine die Möglichkeit bot, über einen Zeitraum von drei Monaten ein eigenes Projekt zu erarbeiten und Hospitationen bei verschiedenen deutschen Unternehmen zu machen. Ziel dieses Programms war es, Konzepte zu entwickeln wie deutsche und ukrainische Unternehmen zusammenarbeiten können, um den Wiederaufbau der Ukraine zu fördern, aber auch die Integration der Ukrainer*innen in den deutschen Arbeitsmarkt zu unterstützen. „Das passte genau zu meiner Vision und ich tat alles dafür, in dieses Programm aufgenommen zu werden.“ Sie fasste ihre Ideen in einer Präsentation zusammen, bewarb sich und wurde als eine von 20 Ukrainer*innen in Düsseldorf angenommen. „Ich war total stolz, dass ich das geschafft habe und in dieser Gruppe intelligenter, fähiger Leute, die alle etwas bewegen wollen, arbeiten durfte.“
Gegenseitiges Verständnis fördern
In den folgenden Wochen arbeitete Kateryna ihr Konzept aus, wie das Verständnis der beiden Nationen gefördert werden kann. Denn die kulturellen Unterschiede führen häufig zu Herausforderungen. „Zum Beispiel dominieren in unserer Arbeitskultur Emotionalität und Spontanität, während ich im deutschen Arbeitsalltag ein eher analytisch und strukturiertes Vorgehen beobachte. Beide Arbeitsweisen haben Vor- und Nachteile, wenn man aber beides kombiniert, können daraus große Entwicklungspotenziale entstehen. Und das ist nur ein Beispiel von vielen. Das ist es, was für mich den Reiz der Zusammenarbeit ausmacht und was ich mit meiner Arbeit fördern möchte.“ Das Programm führte Kateryna zur TARGOBANK, wo sie zunächst zwei Monate lang in verschiedenen Abteilungen hospitierte – alles zusätzlich zu ihrem Vollzeitjob bei dem IT-Unternehmen, für das sie noch arbeitete. „Mir hat manchmal ganz schön der Kopf gebrummt, da ich jeden Tag zwischen vier Sprachen wechselte englisch, ukrainisch, deutsch und russisch.“ Dazu kamen noch die vier Stunden Fahrtwege von Gladbeck, wo sie mit ihrem Sohn und ihrem Hund lebt, nach Düsseldorf und Duisburg.
Katerynas Herzensprojekt trifft auf Initiative der TARGOBANK
Ende Dezember endete dann das Programm, die Hospitation bei der TARGOBANK sowie gleichzeitig auch der Vertrag mit ihrer Arbeitgeberin. „Diese Zeit der Ungewissheit, wie es nun weitergehen soll, war für mich sehr schwierig.“ Aber dann kam das Jobangebot der TARGOBANK. „Wir sind immer auf der Suche nach engagierten Mitarbeitenden. Kateryna ist eine tolle Persönlichkeit mit relevanten Erfahrungen, die uns bereichert, weil sie neue Sichtweisen bringt, viel Drive hat und sich bei uns im Haus sicher gut weiter entwickeln kann“, sagt Personalchef Alex Bohrer. Kateryna ist nun Mitglied im Team Personalmarketing und arbeitet zurzeit an dem Projekt Job-Turbo, eine Initiative des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales, für das sich die TARGOBANK engagiert, um Geflüchteten den Einstieg in das Arbeitsleben zu erleichtern. Katerynas Aufgabe ist es aktuell, in Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit Ukrainer*innen als Mitarbeitende für die TARGOBANK zu gewinnen und sie anschließend zu begleiten. Zudem entwickelt sie Konzepte, um mehr gegenseitiges Verständnis zu entwickeln, damit daraus neue Kräfte und Ideen entstehen können. „Ich möchte Kultur-Botschafterin sein und Brücken bauen. Dass ich das nun bei der TARGOBANK leben kann ist für mich ein Wink des Schicksals.“
Inspirieren und motivieren
Privat tanzt Kateryna leidenschaftlich gern und versucht in ihrer knapp bemessenen Freizeit, auch ihre privaten Kontakte auszubauen. „Manchmal fühle ich mich ganz schön einsam und es ist anstrengend, Ängste und Sorgen beiseite zu schieben, um einen vollen Arbeitstag zu bewältigen. Trotzdem erfüllt mich die Arbeit und gibt mir Kraft.“ So geht es vermutlich auch ihren Landsleuten, für die sie sich in ihrer Freizeit auch noch engagiert. In ihrer aktuellen Heimatstadt Gladbeck unterstützt sie ehrenamtlich und ist Ansprechpartnerin für die rund 1.000 geflüchteten Ukrainer*innen, die dort leben. Zudem hält sie Online Vorträge für ukrainische Student*innen. „Ich möchte mit meiner Geschichte inspirieren und motivieren. Wenn ich damit einen oder mehrere Menschen erreiche, können diese wiederum einen oder mehrere Menschen erreichen und so stoßen wir eine Welle gegenseitigen Verständnisses sowie gegenseitiger Unterstützung und Motivation an. Gemeinsam können wir viel bewegen.“
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