Thema: Menschen | Datum: 13.12.2023

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Zu Hause im Gründerzeitmuseum

Voller Geschichte und Geschichten ist das Leben von Michael Bartsch und seinem Mann Sven. Im Oktober 2019 haben sie eine antike Villa aus dem Jahr 1894 gekauft. Seitdem ist das historische Gebäude nicht nur ihr Zuhause, sondern verwandelt sich an Wochenenden und Feiertagen auch in ein besonderes Museum.

Michael Bartsch (links), Leiter der TARGOBANK Filiale in Goslar und leidenschaftlicher Sammler, mit seinem Mann Sven

Michael Bartsch hat vor vier Jahren mit seinem Mann die antike Villa Charlotte in Bad Harzburg gekauft. Seitdem sind beide damit beschäftigt, das Haus Stück für Stück detail- und epochengetreu zu renovieren.

Die Villa reflektiert mit ihrem Stil, den Möbeln und der Dekoration vollständig die Zeit um 1880, denn die Sammler Michael und Sven kaufen, renovieren und sammeln ausschließlich Gegenstände, Möbel und Raumdekorationen aus der Gründerzeit.

Beim Porzellan geht die Zeitreise noch etwas weiter zurück: Insbesondere das „Weiße Gold“ – Meissner Porzellan des 18. Jahrhunderts – hat es dem Paar seit vielen Jahren angetan. In ihrem Haus finden sich viele einzigartige Stücke reich an Geschichte. Was an Porzellan so besonders ist? „Das Material ist einfach faszinierend, man kann es nach Belieben formen, gestalten und bemalen und so einzigartige und wunderschöne Stücke schaffen“, erklärt Michael Bartsch.

Eine Reise in die Vergangenheit

Der Targobanker und sein Mann ermöglichen Interessierten einen Besuch in ihrem Haus, damit diese in den Zauber dieser Epoche einzutauchen können. Die Besichtigungen dauern etwa zweieinhalb Stunden. Dabei handelt es sich jedoch nicht um einen normalen Museumsbesuch, bei dem die Besucher*innen eine Eintrittskarte kaufen und frei durch die Räume wandern. Vielmehr bietet das Ehepaar eine Führung durch die Räume der Villa an, wobei sie bei den interessantesten Gegenständen/Möbeln verweilen und deren Geschichte erzählen. Auf diese Weise werden die Gäste für diese zwei Stunden in die Zeit um 1880 zurückversetzt. „Unsere Gäste sagen uns oft, dass sie sich nicht vorstellen können, hier zu wohnen, weil es im Vergleich zu modernen Häusern recht dunkel ist und viel geputzt werden muss“, schmunzelt Michael Bartsch, „gleichzeitig finden sie die Villa aber auch sehr schön, einzigartig und interessant, und freuen sich für diese zwei Stunden über diese einzigartige Erfahrung.“

Auf die Frage, ob er und sein Mann nicht Angst haben, dass einige Gäste während des Besuchs versehentlich etwas kaputt machen könnten, erklärt der Targobanker, dass die Rucksäcke und Taschen der Besucher wie bei anderen Museen am Eingang eingeschlossen werden. Ferner versteht es sich von selbst, dass die musealen Stücke nicht berührt werden dürfen, da es sich um sehr alte und empfindliche Materialien handele, „und es wäre wirklich schade, wenn etwas so Altes beschädigt oder zerbrochen würde.“ Überhaupt sei es für die beiden unmöglich zu sagen, was ihre ein Lieblingsobjekte oder -möbelstück seien, „denn alles, was wir für uns gekauft haben, ist etwas Besonderes, alles in diesem Haus erzählt seine eigene Geschichte.“

Für die neugotische Kaminverkleidung um 1850 mussten die beiden Sammler zum Beispiel mitten im Winter nach Starnberg südwestlich von München fahren und sich am frühen Samstagmorgen um 2 Uhr auf den Weg machen. „Das war sehr anstrengend“, erinnert sich Michael Bartsch, „aber das antike Stück war den Aufwand definitiv wert!“

Apropos Aufwand: Nachdem die Sammelleidenschaft der beiden über die Jahre mehr und mehr Zeit beansprucht hat, kümmert Michaels Mann Sven sich mittlerweile in Vollzeit um ihr Projekt „Villa Charlotte“. Michael Bartsch erklärt: „Diese Aufteilung kommt uns beiden sehr entgegen: Sven ist derjenige mit dem größeren handwerklichen Geschick. Er ist maßgeblich für die Renovierungen und Restaurierungen zuständig und kümmert sich um das „Alltagsgeschäft“ unseres Gründerzeitmuseums. Ich hingegen kann mich nach wie vor uneingeschränkt meinen Aufgaben als Filialleiter widmen und in meiner Freizeit diesem wunderbaren Hobby. Dann unterstütze ich Sven wo ich kann – unter anderem, indem ich mich um den kulinarischen Teil bei den Veranstaltungen kümmere.“

Fünf-Uhr-Tee, Kerzenschein-Dinner und aufwändige Weihnachtsdekorationen

Und die Veranstaltungen erfreuen sich großer Beliebtheit. Neben den interessanten Führungen von Sven durch das Gründerzeitmuseum, bieten die beiden nämlich auch verschiedene andere Aktivitäten an: Historisch und kulinarisch Interessierte können zum Beispiel Charlottes 5-Uhr-Tee, Kaffee & Kuchen, Kerzenschein-Dinner oder auch Charlottes Brunch buchen. Alle Erlebnisse gestaltet das Paar selbstverständlich unter Beachtung der Gewohnheiten und Rezepte aus der Zeit.

Jetzt in der Weihnachtszeit ist die Villa übrigens besonders sehenswert. Sven hat Haus und Garten aufwändig dekoriert. Um seine Vorstellungen umzusetzen, hat er ganze drei Wochen benötigt. Inzwischen zieren 24 Weihnachtsbäume die Räume: Sie reichen vom kleinsten für die Puppenstube über den ersten künstlichen Weihnachtsbaum aus der Zeit um 1850 aus Gänsefedern bis zum einem drei Meter großen Weihnachtsbaum, der bis knapp unter die Decke reicht.

Ein besonders schönes vorweihnachtliches Erlebnis hatten die beiden Sammler vor kurzem bei einer ihrer Veranstaltungen: Zu Besuch war unter anderem ein Antiquitätenliebhaber und Experte für Familienwappen, der ihnen helfen konnte, die Geschichte eines ganz besonderen Sammelstücks aufzulösen: Das Wappen auf einer Tasse, deren Untertasse die Inschrift „Weihnachten 1810“ trägt, konnte er dem preußischen Königshaus, genauer König Friedrich Wilhelm III zuordnen. „Damit wissen wir jetzt, dass diese Tasse vom ersten Weihnachten des Königs stammt, das er alleine nach dem Tod seiner Gattin und damaligen Stilikone Luisa verbracht hat“, erklärt Michael Bartsch. „Ein wirklich ganz einzigartiges Stück, das wir vor inzwischen vielen Jahren einmal relativ günstig auf einem Antiquitätenmarkt bekommen konnten.“

Wer jetzt neugierig geworden ist und die Villa Charlotte einmal selbst besuchen möchte, kann sich direkt an Michael Bartsch wenden.

Die Villa Charlotte

Vor vier Jahren haben Michael Bartsch und seinem Mann Sven die Villa Charlotte gekauft. Zu diesem Zeitpunkt war die Villa ein Gästehaus. Als die beiden die Villa übernahmen, entfernten sie fast alle Möbel und begannen,  dem Haus ein neues Leben zu geben.
Seitdem renovieren sie die Villa in Eigenregie. Die dafür erforderlichen Kenntnisse haben sie sich mit viel Passion und Geduld selbst beigebracht. Das Ehepaar hat die komplette Ausstattung von Hand modelliert und installiert, von den Fliesen bis zur Decke. Inzwischen kümmert sich Sven in Vollzeit um die Villa.

Das Paar ist durch halb Europa gereist, um die Gegenstände und Antiquitäten, die sie besitzen, zu kaufen und ihnen ein zweites Leben zu geben.

Redaktion: Tijana Milanovic, Ulrike Höbel

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