Thema: Finanztipps | Datum: 04.10.2016

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Fühlend sehen: Wie Blinde Geldscheine erkennen

Jeder Geldschein hat einen bestimmten Wert – für die meisten Menschen ist dieser anhand der Zahl eindeutig zu erkennen. Aber woher wissen eigentlich blinde oder sehgeschädigte Menschen, welchen Geldschein sie in den Händen halten? Und bei welcher Währung ist der Wert besonders leicht zu ertasten?

In Australien hat ein Teenager mit seiner Mutter kürzlich eine kleine Währungsrevolution ausgelöst: Der 15-jährige Australier Connor McLeod, seit seiner Geburt blind, hat durch eine Online-Petition bewirkt, dass ab sofort Down Under alle Geldscheine mit taktilen (fühlbaren) Markierungen hergestellt werden.

Der Auslöser war ein Geldschein, den Connor zu Weihnachten bekam. Im Gegensatz zu den leicht zu ertastenden Münzen, konnte er den Wert des Scheins aber nicht erkennen. Dass er nicht wusste, ob es sich um ein großzügiges oder ein knauseriges Präsent handelte, empfand er als ungerecht. Also startete er zusammen mit seiner Mutter Ally Lancaster die Petition im Internet. Der australische Dollar sollte blindenfreundlicher werden! Tatsächlich kamen über 57.000 Unterschriften zusammen. Letztendlich stimmte die „Reserve Bank of Australia“ zu – und lud Connor sogar zu einer Tour durch die Druckereien ein.

Der Euro ist gut zu ertasten

Im Gegensatz zum australischen Dollar hat die Europäische Zentralbank von Anfang an mit der Europäischen Blindenunion zusammengearbeitet und den Euro bereits zu seiner Einführung deutlich blindenfreundlicher konzipiert. Das Ergebnis: Schon bei der Farbwahl der jeweiligen Stückelungen wurde bewusst auf komplementäre und kräftige Farben gesetzt. So haben Menschen mit einer Sehbehinderung weniger Probleme, zum Beispiel den roten Zehner vom blauen Zwanziger zu unterscheiden. Zudem ist der Wert groß und gut sichtbar aufgedruckt.

Völlig blinden Menschen reicht das natürlich nicht aus. Was sie aber gut ertasten können: Jede der sieben Euro-Banknoten hat eine andere Größe. Um genau zu sein, hat jede einzelne Stückelung eine andere Länge, die Breite unterscheidet sich allerdings nur bei Fünfern, Zehnern, Zwanzigern und Fünfzigern. Die höchsten drei Notenwerte haben zwar die gleiche Breite, aber dafür weitere eindeutige Distinktionsmerkmale: 200- und 500-Euro-Scheine haben jeweils taktile Markierungen (horizontale bzw. vertikale kleine Striche am unteren rechten Rand). Der Hunderter unterscheidet sich haptisch von seinen beiden „großen Brüdern“ dadurch, dass er keinerlei Markierungen hat. Zudem wird durch spezielle Druckverfahren gewährleistet, dass sich die großen Zahlen auf der Vorderseite eines jeden Euro-Scheins von ihrer Umgebung fühlbar abheben.

Der Dollar hinkt hinterher

Ausgerechnet die USA, das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, hinken dem Rest der Welt bei dem Thema übrigens ziemlich weit hinterher. Die diversen Stückelungen des Dollars sind weder farblich, haptisch noch anhand der Größe voneinander zu unterscheiden. In solchen Fällen gibt es verschiedene Methoden für Sehbehinderte und Blinde, um die Scheine im Geldbeutel unterscheiden zu können. So gibt es etwa Portemonnaies, die besonders viele Trennfächer haben, sodass man die jeweiligen Stückelungen geordnet einsortieren kann. Scheine können außerdem auch systematisch gefaltet werden, etwa ein Längsknick für alle Fünfer, ein Querknick für alle Zehner usw. Kombinationsmöglichkeiten gibt es mehr als genug, allerdings benötigt man trotzdem die Mithilfe einer sehenden Vertrauensperson, um sein Geld entsprechend zu markieren oder einzuordnen. Mittlerweile gibt es darüber hinaus Apps die den Wert einer Banknote vorlesen können. Auf solche Hilfsmittel können die rund 360.000 blinden Australier dank Connor McLeod ab jetzt verzichten.

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