Seit fast 70 Jahren gelten Frauen und Männer in Deutschland als gleichberechtigt. Am 23. Mai 1949 wurde der Paragraph im Grundgesetz festgeschrieben. In der Realität hat sich das Verfassungsideal jedoch lange Zeit nicht widergespiegelt. So konnte in Deutschland die erste Frau erst 1962, also rund 13 nach Verabschiedung der Verfassung, ihr eigenes Bankkonto eröffnen.
Was seinerzeit noch als Besonderheit galt, ist heute dankenswerter Weise längst Alltag: Gesellschaftliche und damit auch finanzielle Gleichberechtigung wird gelebt. Mittlerweile verfügen laut einer Umfrage der Deutschen Bundesbank aus 2017 rund 95 Prozent der Frauen über ein eigenes Bankkonto, 2008 waren es noch 89 Prozent.
Kaum Unterschiede bei Bargeld, Bezahlen und Online-Banking-Nutzung
Anlässlich des Weltfrauentags am 8. März hat die TARGOBANK im vergangenen Jahr Kundendaten zu Konten und Bezahlverhalten getrennt nach Geschlechtern unter die Lupe genommen und dabei festgestellt, dass es beim Bezahlen, egal ob beim Online-Kauf oder bar an der Kasse, kaum noch Unterschiede gibt.
Das zeigt sich zum Beispiel beim Thema Bargeld: Wenn Frauen Geld abheben, lag der Betrag in 83 Prozent der Fälle unter 100 Euro. Bei Männern war es ganz ähnlich: Hier lag der Betrag in 80 Prozent der Fälle unter 100 Euro.
Auch bei Kreditkartenzahlungen nahmen sich beide Geschlechter nicht viel: Jeweils gut sechzig Prozent hatten die Kreditkarte in den sechs Monaten zuvor mindestens einmal zum Einkaufen genutzt.
Außerdem sind beide Geschlechter offenbar in ähnlichem Maße affin für digitales Banking: 45,26 Prozent der Frauen hatten in den sechs Monaten zuvor mindestens eine Transaktion beim Online-Banking getätigt, bei den Männern waren es mit 49,59 Prozent nur unwesentlich mehr.
Einen leichten Überhang der Männer gab es beim Thema Einzelkontoinhaber: 46 Prozent aller Konten mit nur einem Kontoinhaber gehörten bei der TARGOBANK Frauen, 54 Prozent Männern. Die größten Unterschiede ließen sich noch beim Thema Online-Shoppen ausmachen: Die Frauen in der TARGOBANK Analyse gaben hier im Schnitt monatlich 309 Euro aus, Männer hingegen 372 Euro.
Immer mehr Frauen mit eigenem Job
Ein Grund für die gelebte „finanzielle Gleichberechtigung“ dürfte die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt sein: Deutschland hat im Vergleich zu anderen Ländern der EU die dritthöchste Erwerbstätigenquote der Frauen. 2017 gingen hierzulande 18,4 Millionen Frauen im Alter von 20 bis 64 Jahren einer geregelten Arbeit nach. Das entsprach 75,2 Prozent dieser Altersgruppe. Noch höher war die Erwerbstätigenquote nur in Schweden mit 79,8 Prozent und Litauen mit 75,5 Prozent. Am niedrigsten fiel der Anteil in Griechenland (48,0 Prozent), Italien (52,5 Prozent) und Kroatien (58,3 Prozent) aus.
Die Zahl der Frauen, die einen in Deutschland einen geregelten Job haben, ist gerade in den letzten Jahren deutlich gestiegen. 2007 lag sie noch bei 66,7 Prozent. Trotz der positiven Entwicklung sind Frauen aber weiterhin deutlich seltener erwerbstätig als Männer. In Deutschland lag die Erwerbstätigenquote der Männer von 20 bis 64 Jahren 2017 bei 83,1 Prozent.
Lange Zeit war es längst nicht üblich, dass Frauen einen Beruf erlernen. Noch bis 1977 waren Frauen gesetzlich „zur Führung des Haushaltes“ verpflichtet, der Ehemann konnte je nach Lust und Laune darüber bestimmen, ob seine Angetraute arbeiten gehen durfte. Auch das klingt aus heutiger Sicht wie eine Story aus einer längst vergangenen Zeit.