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Finanztipps vom Vermögensberater

Worauf kommt es beim Sparen an? Wie gehe ich mit der aktuellen Niedrigzinsphase um? Frank Eilers, Leiter Vermögensberatung bei der TARGOBANK in Bremen, gibt regelmäßig Geldanlage- und Investmenttipps.

Quo vadis, Rezession – Inflation: Ja, nein oder doch vielleicht?

Bremen, März 2023. Die globale Weltwirtschaft entwickelt sich klar besser, als noch vor wenigen Wochen vorherrschende Meinung war. Die Börsen haben reagiert. Viele Aktienindizes sind seit Jahresbeginn mit mehr als 7 Prozent im Plus. Das ist in vielen Fällen normalerweise ein ganzer Jahresgewinn. Wie viel Performance ist in den kommenden Monaten noch drin? Der Börsenaufschwung hält an, wenn einige Voraussetzungen erfüllt sind. Erstens: China erlebt einen Wirtschaftsaufschwung, der die sehr realistischen US-Rezessionsbefürchtungen weitestgehend kompensieren kann. Zweitens: Die Inflation wird bis Ende des Jahres im Euroraum und den USA auf unter 2,5 Prozent sinken und nicht bei circa 4,5 bis 5 Prozent stecken bleiben. Drittens: Die Finanzmärkte halten an ihrer Überzeugung fest, dass der Zinshöhepunkt im Frühsommer 2023 erreicht ist. Die Wahrscheinlichkeiten für die Erfüllung der drei Voraussetzungen schwanken momentan sehr stark. Daher sollte aktuell unverändert eine defensive Anlagestrategie gewählt werden. Gerade die Corona-Krise hat deutlich gezeigt, wie kurzatmig so manche Hausse sein kann, wenn die nachhaltige Substanz fehlt.

Finanztipps: Archiv 2022-2023

  1. Europa macht 2023 das Rennen (Februar 2023)

    Der Inflationshöhepunkt ist weltweit überschritten und eine große Energiekrise in Europa ausgeblieben. Weil das alles andere als sicher war, verspürt man auf den Weltaktienmärkten gerade eine Erleichterungswelle. Doch es gibt weiter bedeutende Risiken. Eines davon schlummert in den USA. Die ursprünglich erwartete US-Rezession könnte sich zur Jahresmitte bemerkbar machen und stärker ausfallen als aktuell erwartet. Die entsprechenden Frühindikatoren liegen vielfach auf 20 Jahrestiefs, wenn die Finanzmarktkrise ausgeklammert wird. Die schwachen US-Indexstände werden allerdings ignoriert. Ein Grund ist der weiterhin extrem robuste US-Arbeitsmarkt. Nahe liegt jedoch, dass die US-Wirtschaft eine Rezession auch schnell wieder überwinden kann. Weil der Inflationsdruck nachlässt und die US-Notenbank letztes Jahr die Leitzinsen stark angehoben hat, verfügt sie über Spielraum, um geldpolitisch gegensteuern zu können. Dennoch scheint es ratsam, im Börsenjahr 2023, zumindest kurzfristig, auf europäische Aktien ein höheres Gewicht zu legen als auf US-Titel. Weil für Europa die Konjunkturerwartungen für das Jahr nicht sehr ambitioniert sind, ist auch das Potenzial für Enttäuschungen entsprechend kleiner. Möglicherweise kommt es sogar zu positiven Überraschungen. Einige Ökonomen erwarten inzwischen 2023 für Deutschland schon keine Rezession mehr. Diese ist hier aber, anders als in den USA, eingepreist. So könnten die US-Gewinnerwartungen im Jahresverlauf nach unten revidiert werden und für Deutschland und Europa nach oben.

  2. Aufgeben ist keine Option (Januar 2023)

    An der Börse ist es manchmal wie im Fußball: Aufgeben ist oft eine schlechte Taktik. Börsenjahre mit starken Kurseinbrüchen sind nicht unbedingt schlechte Jahre. Ein Rückblick auf die DAX-Entwicklung der letzten drei Dekaden zeigt: Selbst Jahre, in denen die Börsen zeitweise im hohen zweistelligen Bereich einbrachen, brachten am Ende noch eine positive Gesamtperformance mit einem Kursplus. Zuletzt sah man das 2020, und auch 2022 endete mit einem kleinen Zuwachs. Seit seinem Jahrestief im Oktober hat der DAX auch in 2022 bis zum Jahresende ordentlich zugelegt.

    Ich bin deshalb der Überzeugung, dass es auch in einem schwierigen Gesamtumfeld gute Aussichten gibt. Gerade große Kurseinbrüche bieten regelmäßig eine Chance. Deshalb sind Aktien insbesondere auch in einem herausfordernden Umfeld eine gute Option. Diese bieten oftmals gute Chancen für die Geldanlage. Das sah man schon im, heftigen aber nur kurzen, Einbruch während der Coronakrise. Es gibt sicher viele Gründe, die für Vorsicht –und damit für eine defensive Anlagestrategie- sprechen, doch es ist im Jahresverlauf mit abnehmenden Risiken zu rechnen.

  3. Das Börsenjahr 2022 ist ein Ausnahmejahr (Dezember 2022)

    Die Verluste, die die Aktienbörsen aktuell erleiden, sind historisch gesehen die große Ausnahme. Man muss beachtliche 60 Jahre zurückgehen, also bis 1962, wenn man einen höheren Verlust für die ersten neun Monate eines Jahres als aktuell finden will. Zu noch größeren Verlusten kam es nur noch in den 1930er-Jahren, also zu Zeiten der großen Depression. Die große Frage ist: Katapultiert sich die Weltwirtschaft wieder in eine solche Situation? Schließlich gibt es auch heute viele Risiken und Gefahren wie Corona, weltweite Lieferengpässe, Ukrainekrieg, Inflation und steigende Zinsen. Doch die Chance, dass Corona auf Sicht von einem Jahr eine kleinere Bedeutung einnimmt als aktuell ist nicht unrealistisch. Infolgedessen würden auch die Lieferengpässe verschwinden, was preisdämpfend wirkt. Gleichzeitig sinken seit Wochen, trotz Atombombendrohungen und Gaspipeline-Manipulationen, die Gaspreise und damit auch die Strompreise. Das sollte ebenfalls den Preisauftrieb in den kommenden Monaten abschwächen und könnte eine Beendigung des Zinsanhebungs-Zyklusses in den westlichen Ländern Ende des ersten Quartals 2023 ermöglichen. Eine Aussage zum Ukrainekrieg ist aktuell jedoch nicht möglich. Ich bin deshalb der Überzeugung, dass – obwohl der Fortgang des Ukrainekrieges völlig offen ist – die aufgezeigten Perspektiven in Summe für die Aktienmärkte eher günstig zu werten sind und das Börsenjahr 2022 ein Ausnahmejahr ist und nicht zur Regel wird.

  4. Wie tief könnte es beim Dax gehen? (November 2022)

    Wie tief können die Aktienkurse noch fallen? Dazu gibt es aktuell viele Aussagen. Besonders Vergleiche mit 2008 und 2002 machen die Runde. Und dabei werden große Ähnlichkeiten im Kursverlauf festgestellt, die die Verunsicherung weiter anheizen. Doch grundsätzlich gilt: Ein Crash lässt sich nicht prognostizieren. Die Logik sagt, dass der Wert eines Aktienindexes letztendlich nicht nachhaltig unter seinen Buchwert fällt. Ein Investor würde in diesem Fall den gesamten Index erwerben, um danach die in dem Index enthaltenen Firmen in ihren Einzelteilen zu verkaufen. Weil der Buchwert höher wäre als der Wert des Indexes, ließe sich folglich ein Gewinn erzielen. Das gilt unter der plausiblen Annahme, dass die Unternehmen, die einen Aktienindex ausmachen, nicht wegen mangelnder Konkurrenzfähigkeit und dann drohender Überschuldung ihre Geschäftstätigkeit aufgeben müssen. Ich persönlich gehe davon aus, dass für Aktienindizes ein Preis-Buchwert-Verhältnis von 1 die Untergrenze darstellt. Sie hat in der Vergangenheit auch regelmäßig gehalten. So war es in der Dot-Com-Krise (2002), in der Finanzmarktkrise (2008), in der Eurokrise (2012) und beim Corona-Einbruch (2020). Wann wäre diese Grenze aktuell beim DAX erreicht? Nach Berechnungen unseres Chefvolkswirts läge dieser Tiefpunkt beim DAX bei rund 9.500 Punkten. Wohlgemerkt, das ist der logische Tiefstwert, der in Panikverkäufen erreicht werden könnte. Einen solchen Absturz sehe ich aktuell allerdings nicht.

  5. Hoffnungsschimmer am Gas- und Aktienmarkt? (Oktober 2022)
    In den letzten Monaten hat sich der europäische Gaspreis nochmals verdoppelt. Diese extremen Aufwärtsbewegungen waren überraschend. Natürlich haben neben der tatsächlichen Angebotsverknappung auch Angst und Spekulation den Gaspreis nach oben getrieben. Aber auch ein dritter Faktor dürfte dazu beigetragen haben: Deutschland ist als Gas-Nachfrager in einem eng gewordenen Markt besonders stark in Erscheinung getreten. Wir alle hören täglich über die Füllstände der deutschen Gasspeicher, die sich zuletzt deutlich schneller füllten als zunächst erwartet. Es ist also nicht auszuschließen, dass die deutsche Nachfrage den Gaspreis zusätzlich hat explodieren lassen. Die Befüllung der Gasspeicher erfolgte deutlich schneller als im Durchschnitt der letzten vier Jahre. Das wiederum macht ein wenig Hoffnung. Denn der Preis für Gas könnte dann wieder sinken, wenn die gewünschten Füllstände erreicht sind und Deutschland seine Nachfrage wieder auf ein normales Maß reduziert. Sollte das der Fall sein, würden die Gaspreise zwar immer noch hoch bleiben, aber die zuletzt extreme Preisentwicklung fände wohl keine Fortsetzung. Möglicherweise könnte sich der Gaspreis sogar wieder halbieren. Der Wettbewerbsnachteil europäischer Firmen in globalen Märkten wäre demzufolge nicht mehr so gravierend – wenngleich die Energiekosten in den USA immer noch deutlich niedriger blieben als in Europa. Deshalb dürften sinkende Gaspreise europäische Aktien nicht direkt entlasten, doch sie würden einen Kursabsturz deutlich unwahrscheinlicher machen.
  6. Eine Welt voller Risiken und kleiner Chancen (September 2022)

    US-Technologieaktien haben seit Mitte Juni um mehr als 20 Prozent zugelegt und auch der Welt-Aktienindex stieg um über 10 Prozent an. Wenn diese Zuwächse mit den aktuellen Aktien-Kennziffern abgeglichen werden, scheinen diese durchaus gerechtfertigt. Die Gewinnmargen liegen auf einem 15-Jahres-Hoch, was wiederum sehr hohe Gewinnerwartungen rechtfertigt. Auch sind die Kurs-Gewinn-Verhältnisse auf ein erträgliches Niveau gesunken. Müssten in diesem Umfeld Aktien nicht weiter steigen? Eigentlich ja, doch die Risiken sind aktuell unübersehbar groß: Da sind die geopolitischen Risiken wie der Ukraine-Krieg, der ChinaTaiwan- Konflikt, die Energieengpässe, das Inflationsrisiko, steigende Leitzinsen sowie der globale Konjunkturabschwung noch gekoppelt an das Spezialthema Corona. Es kann sich kurzfristig aber auch vieles zum Besseren wenden. Putin müsste nur endlich einsehen, dass sein Krieg keinerlei Sinn macht. Ja, das mag aktuell sehr unwahrscheinlich klingen, doch – nur als Beispiel – die deutsche Wiedervereinigung hatte über lange Zeit auch eine Wahrscheinlichkeit von annähernd Null, ähnlich war es mit dem 1979 geschlossenen Friedensvertrag zwischen Ägypten und Israel. Auch wenn dies ausdrücklich nicht als Anlagetipp zu verstehen ist, werde ich persönlich aufgrund der theoretischen Chancen in Aktien investiert bleiben. Und weil die Risiken aktuell größer sind denn je, konzentriere ich mich vornehmlich auf Dividendenfonds, auch wenn der Technologiebereich in einem Bullenmarkt eingeschwenkt ist.

  7. Anlegen mit wachem Auge und Weitblick (August 2022)

    Die Geopolitik beeinflusst aktuell das wirtschaftliche Geschehen in einem Ausmaß, wie es seit über 50 Jahren nicht mehr zu beobachten war. Geopolitik aber ist nicht prognostizierbar. Deshalb zur aktuellen Situation an den Aktienmärkten drei grundlegende Gedanken:

    1. Ein solide aufgestelltes, breit diversifiziertes Portfolio übersteht jeden Sturm und wird sich auch wieder erholen und ähnlich gut performen wie vor Ausbruch einer Krise. Anleger sollten deshalb aktuell auf der Aktienseite ein Portfolio mit einem hohen Anteil von Titeln mit einer stabilen, nachhaltigen Dividendenausschüttung in den Blick nehmen. Diese finden sich bei Unternehmen, die produkt- und markttechnisch ausreichend breit diversifiziert sind und die auch über eine gewisse Pricing-Power verfügen.
    2. In Zeiten hoher Inflationsraten sind solide geführte Unternehmen möglicherweise die beste Versicherung gegen den Preisauftrieb. Denn in aller Regel haben nur solide geführte Unternehmen die Möglichkeit, ihre Preise – angepasst an den Preisauftrieb – anzuheben, sodass Gewinnmarge und Gewinnwachstum tendenziell stabil bleiben und die Aktienkurse längerfristig in unveränderter Form steigen.
    3. Haussephasen halten im Durchschnitt deutlich länger an und führen auch zu deutlich höheren Kursanstiegen als in Baissephasen die Kurse sinken und diese zeitlich andauern. In turbulenten Börsenphasen verstellt die Anleger-Panik oft das Bild für das große Ganze. Daher zahlen sich Panikverkäufe in den wenigsten Fällen aus.
  8. Weiter in Aktien – aber nur defensiv (Juli 2022)

    Aktuell überschlagen sich die Krisenereignisse: Die Corona-lnzidenz steigt wie­der an – trotz sommerlicher Temperaturen. Die Noten­banken räumen nach lan­gen Beschwichtigungen jetzt massive Inflationsrisiken ein. Die USA reagiert mit Rekord­zinsanhebungen und die EZB wird immer unruhiger. Russ­land schränkt die Gasliefe­rung weiter ein – in der Fol­ge explodieren die Gaspreise. Und der Krieg in der Ukraine nimmt kein Ende, nachdem ursprünglich ein schnelles Ende erhofft wurde. Fakt ist: Die Corona-Pan­demie, das Inflationsrisiko und die Auswirkungen des Krieges wurden allesamt unterschätzt. Nach Fehlein­schätzung all dieser Einzeler­eignisse stellt sich die Frage, ob das gesamte „Setting” in seinem möglicherweise sehr unguten Zusammen­spiel ebenfalls unterschätzt wird. Auszuschließen ist es nicht. Auf der Aktienseite scheint daher – mehr denn je – ein sehr konservativer Investmentansatz angeraten. Große Wetten sind eigentlich alle nicht aufgegangen. So liegt z.B. seit Jahresanfang weder der Rüstungssektor noch der Clean-Energy-Be­reich im Plus. Sollte sich das Wirtschaftswachstum in den kommenden Monaten weiter abschwächen, können klas­sische Substanzwerte eine sinnvolle Alternative in der Anlagewahl darstellen. Ich setze deshalb weiterhin auf Aktien, weil Aktien gerade bei hohen Inflationsraten erfahrungsgemäß die beste Absicherung gegen den Preisauftrieb darstellen und weil ein solides Aktieninvestment bisher aus diversen Krisen, gleichgültig ob fundamental oder geopolitisch begründet, gestärkt hervorgegangen ist.

  9. Widriges Umfeld für Aktien (Juni 2022)

    Aktuell gibt es scheinbar nur Argumente dafür, keine Aktien zu halten. Da sind die Lieferengpässe, die die Industrieproduktion förmlich abstürzen lassen. Da ist der Inflationsdruck, der aus den Lieferengpässen resultiert, aber auch Folge des Ukrainekrieges ist. Da sind die Notenbanken, die in den USA besonders kräftig an der Zinsschraube drehen, sodass die Renditen in allen Laufzeitbereichen steigen. Und dann ist da noch die Sorge vor einem einbrechenden Konsum, denn Energie und der starke Preisanstieg bei vielen Gütern des täglichen Bedarfs wollen bezahlt werden. Und keines der angesprochenen Risiken ist derzeit wirklich greifbar. Wann hört die Corona-Krise in China auf, wann ist der Krieg in der Ukraine vorbei? Wer die Antwort hat, kann sagen, wann der Inflationsdruck nachlässt, die Konjunktur anspringt und die Zinsen wieder sinken. Doch weder Volkswirtschaftslehre noch Charttechnik können weiterhelfen. Zurzeit lässt sich nur konstatieren, dass die Risiken größer werden. Was ist also zu tun? Auf der Rentenseite könnte eine Option sein, auf kürzer laufende Anleihen auszuweichen. Und auf der Aktienseite scheint es angeraten, sich defensiv zu positionieren, zum Beispiel mit Value- bzw. Dividendentiteln im Rahmen einer Fondslösung. Auch diese sind zwar aktuell unter Druck, doch wenn die Börse dreht, dreht sie oft heftig und vor allem ohne Vorankündigung. Ich persönlich halte Aktien im Rahmen eines defensiven Ansatzes deshalb weiter die Treue, auch wenn es aktuell auch weh tun kann.

  10. Auf Qualitätstitel achten (Mai 2022)

    Bereits seit Jahresbeginn sind die großen Aktienindizes stark unter Druck. Die Verluste liegen im Durchschnitt bei zehn Prozent. Nach den konjunkturellen Auswirkungen der Corona- Pandemie drückt aktuell vor allem der russische Überfall auf die Ukraine die Märkte. Aufgrund der geopolitischen Ereignisse scheint es derzeit intuitiv richtig, bei Aktien- Engagements Vorsicht walten zu lassen. Aber selbst in Krisensituationen wie diesen sollten Anleger unüberlegte und überhastete Verkäufe vermeiden. Panik war noch nie ein guter Ratgeber für den Börsenhandel. Das gilt auch im aktuell inflationären Umfeld. Warum? Anleihen bescheren den Anlegern aufgrund der hohen Inflationsraten reale Verluste, weil die Notenbanken nicht so schnell die Zinsen erhöhen können, wie der Preisdruck steigt. Da sind Aktien im Vorteil. Unternehmen haben in einem inflationären Umfeld zumindest theoretisch die Möglichkeit, ihre Preise dem wirtschaftlichen Umfeld anzupassen und so die Gewinne real stabil zu halten. Sicherlich verfügen nicht alle Unternehmen über die notwendigen Preisüberwälzungsspielräume. Deshalb ist es gerade im aktuellen Umfeld wichtiger denn je, auf Qualitätstitel zu achten. Das sind zum Beispiel Unternehmen, die über eine große, weltweite Marktpräsenz und eine starke Wettbewerbspositionierung verfügen. Entsprechende Titel sind oftmals Value-Titel, die in Unternehmen mit einer hohen Dividendenausschüttung investieren. Diese finden sich oft auch prominent in Aktienfonds wieder.

  11. Aktien halten – auch wenn’s schwerfällt (April 2022)

    Die Hoffnung auf Frieden in der Ukraine ist unverändert da. Und wenn sich auch nur der kleinste Lichtblick in diese Richtung auftut, haussieren die Aktienmärkte, die insgesamt aber immer noch unter Druck sind. Sobald die Aktienmärkte aber die Chance auf Frieden erahnen, feiern sie dies in aller Regel mit einer massiven Hausse. Ein historisches Beispiel hierfür ist die Entwicklung des S&P 500 während des Zweiten Weltkriegs. Er geriet mit dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf Frankreich massiv unter Druck und litt unter Pearl Harbor nochmals erheblich. Doch Pearl Harbor leitete die Kriegswende ein und die Börse drehte bereits vor dem Battle of Midway im Frühjahr 1942. Auch wenn der Krieg dann noch weitere drei Jahre andauerte und erst im August 1945 beendet werden konnte, lag der S&P 500 zu diesem Zeitpunkt im Vergleich zum Kriegsbeginn bereits wieder klar im Plus. Doch wo könnten Parallelen zu heute liegen? Der Krieg in der Ukraine könnte jederzeit – und darauf hoffen wir natürlich inständig angesichts der furchtbaren Bilder, die wir jeden Tag in den Medien verfolgen können – durch einen Waffenstillstand wieder zur Ruhe kommen. Es ließ sich bereits beobachten, wie die Märkte bei kleinsten positiven Anzeichen auf Entspannung reagierten. Der DAX sprang zuletzt an einem Börsentag um rund sieben Prozent beziehungsweise über 1.000 Punkte nach oben. Am Ende müssen sich Anlegerinnen und Anleger die Frage beantworten, ob sie nicht besser damit fahren, investiert zu bleiben, auch wenn’s mitunter schwerfällt.

  12. Was die US-Geldpolitik für Anleger bedeutet (März 2022)

    Die US-Notenbank Fed hat es offensichtlich sehr eilig, die Zinsen anzuheben. Nachdem zu Jahresbeginn für 2022 ein bis zwei Zinsschritte erwartet wurden, spekulieren die Märkte inzwischen bereits auf vier bis fünf. Der erste könnte bereits im März erfolgen. Diese extreme Verschärfung der US-Geldpolitik hat die Spielregeln an den Finanzmärkten über Nacht verändert. Doch was bedeutet das für Anleger? Auf der Aktienseite ist davon auszugehen, dass Technologie-Werte zwar langfristig gut performen, doch auf Jahressicht den Anlegern womöglich eher wenig Freude bereiten werden. Stattdessen könnten Kurzläufer-Renten-ETF oder offene Immobilienfonds eine Investmentalternative darstellen. Letztere können zwar nicht nach freiem Belieben verkauft werden, doch es hat sich gezeigt, dass dieses Investmentvehikel auch schwierige Börsenphasen vergleichsweise gut übersteht. Auch ein Tausch in Value-Titel wäre eine Überlegung wert – im aktuellen Umfeld zum Beispiel in Fonds, die sich auf Investments in Unternehmen mit einer hohen Dividendenausschüttung konzentrieren. Aber auch eine Verlagerung von US-Aktienengagements in europäische Werte könnte helfen, da die Europäische Zentralbank der Geldpolitik der US-Notenbank – so wie es aussieht – nur sehr zögerlich folgen wird. Und Anleger, die Positionen aus China im Portfolio haben, sollten im Blick behalten, dass China angekündigt hat, die Zinsen in diesem Jahr zu senken. Das könnte sich im aktuellen Umfeld als hilfreich herausstellen.

  13. Kann der Euro dieses Jahr zulegen? (Februar 2022)

    Seit der Finanzmarktkrise 2008 befindet sich der Euro im Abwärtstrend. Bis heute hat er zum US-Dollar fast 30 Prozent verloren. Ein Grund dürfte die unterschiedliche geldpolitische Ausrichtung der Europäischen Zentralbank (EZB) und der amerikanischen Notenbank Fed sein: Während die Fed gleich drei Zinsschritte im laufenden Jahr für möglich hält, äußerte die EZB derartige Ambitionen bislang nicht. Es scheint aber auch so zu sein, dass der Handlungsdruck auf die US-Notenbank deutlich größer ist. Nie war die Differenz der Kerninflation zwischen den beiden Währungsräumen größer. Und weil die Inflation in den USA so viel höher ist, ist der Erwartungsdruck auf die Fed entsprechend groß, die Zinsen anzuheben. Das wiederum könnte die Attraktivität des US-Dollar beflügeln. Die Vermutung liegt nahe, dass der US-Dollar auch 2022 zum Euro weiter zulegen kann. Auf der anderen Seite sind Währungen extrem schwer zu prognostizieren. Für 2021 hatten die Analysten einen deutlich stärkeren Euro vorausgesagt. Dieser könnte aber 2022 zulegen, wenn sich der Inflationsdruck langsam abbauen und das hohe US-Haushaltsdefizit wieder stärker in den Fokus rücken würde. So viel steht jetzt schon fest: Das Börsenjahr 2022 verspricht viel Spannung – die US-Leitzinsen strahlen ja nicht nur auf die Währung, sondern insbesondere auch auf die Renten- und Aktienmärkte aus. Der Jahresauftakt war für Bonds und Aktien bereits reichlich turbulent und könnte es auch bleiben.

  14. Aktienmärkte trotz vieler Risiken mit guten Chancen (Januar 2022)

    Inflation, China, Lieferengpässe und vor allem Corona – das sind aus heutiger Sicht die großen Risiken für das Aktienjahr 2022. Aber sind diese so groß, dass am Ende des Jahres die Aktienrendite negativ ausfallen wird? Wir sind zuversichtlich, dass es nicht so kommen wird. Vieles spricht für einen nachlassenden Preisdruck, womöglich schon im ersten Quartal des Jahres. Damit die Märkte beruhigt sind, muss die Inflation nicht gleich auf unter 2 Prozent sinken. Es dürfte schon reichen, wenn der Inflationsdruck sukzessive nachlässt. Das erscheint möglich. Für China wird für 2022 ein Wachstum um die 5 Prozent prognostiziert. Die chinesische Notenbank wacht scharf über den Konjunkturverlauf und greift über ihre Mindestreservepolitik in das Wirtschaftsgeschehen ein. Mit dieser Strategie hatte sie bereits die chinesische Wirtschaft durch die Finanzkrise manövriert und scheint damit auch die Immobilien-Krise überwinden zu können. Die Beseitigung der globalen Lieferengpässe wird möglicherweise mehr Zeit in Anspruch nehmen als erhofft. Doch die Aktienmärkte werden schon leichte Verbesserungen mit positiven Kursbewegungen honorieren. Die wahre Unbekannte für das Aktienjahr 2022 bleibt die Corona-Pandemie, auch wenn sich die Lage im Frühjahr erfahrungsgemäß meist bessert. Selbst wenn das schwer kalkulierbare Risiko Corona immer wieder für Rückschläge sorgen kann, sind wir zuversichtlich, dass die Aktienmärkte 2022 unterm Strich positiv auslaufen werden.

Keine Anlageempfehlung, keine Beratung: Diese Information dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Diese Ausarbeitung allein ersetzt nicht eine individuelle anleger- und anlagegerechte Beratung.