Was, bitteschön, ist Fischgeld?
Ihnen ist schleierhaft, was Bambusstäbchen, Fische, Hubschrauber und Badehosen mit Geld zu tun haben könnten? Kaum eine andere kulturgeschichtliche Leistung der Menschheit ist so sehr von Einfallsreichtum und Vielfalt geprägt wie der Umgang mit Geld – einige Beispiele.
Bambusstäbchengeld
Mit fein geglätteten Bambusstäbchen konnte man tatsächlich einmal bezahlen – und zwar in China Ende des 19. des Jahrhunderts – und noch einmal während der Weltkriege. Vor allem Banken und Zollbehörden haben das mit eingeschnitzten Schriftzeichen versehene Notgeld herausgegeben, da in den Krisenzeiten andere Materialien zu knapp waren, um Geld daraus herzustellen. Auch in Europa gab es schon Notgeld – zum Beispiel im österreichischen Hadersfeld nach dem ersten Weltkrieg: Hier wurden in der 20er Jahren Banknoten aus bunt bedrucktem Sperrholz ausgegeben.
Badehosentaler
Nein, diese Münze ist nicht speziell für Einkäufe am Schwimmbad-Kiosk geprägt worden. Vielmehr zeigt das Geldstück aus dem Jahr 1681 die fünf Fürsten von Nassau in eigenwillig geschmiedeten Rüstungen, die Münzsammler in späterer Zeit an Badehosen erinnerten. Somit handelt es sich bei der Bezeichnung wohl eher um eine nachträgliche Respektlosigkeit und nicht um eine Schmähung durch die Zeitgenossen der adeligen Herren. Doch auch dafür gibt es Beispiele: So wurde im 18. Jahrhundert der Adler auf einer preußischen Münze als Papageientaler verspottet.
Helikoptergeld
Handelt es sich bei Helikoptergeld dann also um Münzen und Geldscheine, auf denen ein Hubschrauber dargestellt ist? Keineswegs: Der Helikopter dient nur dazu, ein Gedankenspiel für eine volkswirtschaftliche Hypothese zu verdeutlichen. Finanzexperten haben sich gefragt, was im Wirtschaftskreislauf passiert, wenn Privatleute nicht durch Arbeit oder einen marktüblichen Kredit an Geld gelangen, sondern wenn dieses nahezu uneingeschränkt zur Verfügung stünde – so als seien Banknoten von einem Hubschrauber über der Stadt abgeworfen worden. Zu den Folgen des Helikoptergeldes zählen zum Beispiel die Erhöhung der Konsumnachfrage, die Senkung der Kreditzinsen und eine Zunahme der Inflation.
Der Gold-Euro
Noch gibt es ihn nicht – aber der Vorschlag, einen Gold-Euro aus den Reserven der Bundesbank prägen zu lassen, wurde bereits gemacht. Die Idee dabei ist, den Bürgern ein zusätzliches, an ihre vertraute Währung anknüpfendes Wertaufbewahrungsmittel zu bieten, das den Gefahren von Inflation und Negativzinsen nicht ausgesetzt ist. Aufgrund des Materialwertes können Gold-Euros nie ganz ihren Wert verlieren, so die Argumentation. Deutlichen Schwankungen ist der Goldpreis allerdings trotzdem ausgesetzt. Wer sein Vermögen – oder besser: einen gewissen Teil davon – in Gold anlegen möchte, muss deshalb aber nicht auf den Gold-Euro warten.
Kreditmünzen
Vielleicht eine besondere Münzen, die Kunden dazu verhelfen, gekaufte Waren bei einem Händler anschreiben zu lassen? Tatsächlich ist jedes Geldstück eine Kreditmünze, bei dem der Nennwert höher ist als der Wert des Metalls, aus dem sie besteht. Das sind heute fast alle Münzen, die im Umlauf sind. Genau genommen verkörpern diese Münzen tatsächlich eine Art „Kredit“, also das Vertrauen, dass man für eine Münze von niedrigem Metallwert Waren in Höhe des eingeprägten Nennwerts auf dem Geldstück erhält. Das Gegenteil der Kreditmünze ist die Kurantmünze: Hier entspricht der Nennwert des Geldstücks ziemlich genau seinem Metallwert. Daher bestehen Kurantmünzen meist aus Edelmetallen wie Gold, Silber oder Platin.
Angelhakengeld
Heißt es womöglich so, weil es aus krummen Geschäften stammt? Nein, den Begriff Angelhakengeld darf man wieder ganz wörtlich nehmen: Mit Geld aus Schildpatt, dem Gehäuse von Muscheln und Schnecken konnte man auf den Marschall- und Gilbert-Inseln zahlen, Angelhaken aus Stahl sollen von Eskimos aus Alaska und Kanada als Geld benutzt worden sein. Außerdem gab es am Persischen Golf und Indischen Ozean das aus Silberdraht gefertigte Zahlungsmittel Larin, das aufgrund seiner gebogenen Form als Angelhaken- oder Haarnadelgeld bezeichnet wird.
Fischgeld
Wie Pelz-, Muschel-, Salz- oder Kakaogeld zählt Fischgeld zum sogenannten Naturalgeld – einem vormünzlichen Zahlungsmittel, das auf dem Prinzip des Warenaustauschs beruht. Dabei darf insbesondere das „essbare Geld“ nicht leicht verderblich sein. Wenn von Fischgeld die Rede ist, handelt es sich daher grundsätzlich um den durch Trocknung haltbar gemachten Stockfisch. In Skandinavien und Kanada ließ sich damit in früheren Zeiten praktisch jede Ware bezahlen. Doch auch in jüngerer Vergangenheit gibt es Beispiele für Naturalgeld: Anfang der 70er Jahre wunderten sich Italien-Urlauber, warum sie bei Einkäufen häufig Bonbons und Kaugummis als Wechselgeld bekamen: Damals gab es einfach zu wenig Fünf-, Zehn- und Zwanzig-Lire-Münzen.
Kunststoff-Banknoten
Wenn bisher von „Plastikgeld“ die Rede war, wusste jeder, dass damit Kreditkarten oder ähnliche Zahlungsmittel mit Magnetstreifen beziehungsweise Microchip gemeint sind. Doch spätestens seit der Einführung der neuen Fünf-Pfund-Banknote am 13. September in Großbritannien ist das nicht mehr so klar. Denn der Geldschein mit dem Konterfei von Winston Churchill wird nicht mehr aus Papier oder Baumwollzellfasern hergestellt, sondern aus einem speziellen Kunststoff, dem Feuchtigkeit und Schmutz wenig anhaben können. Davon verspricht sich die Notenbank eine bessere Haltbarkeit der Scheine. Sie müssen nicht mehr so schnell aus dem Umlauf gezogen und durch neue ersetzt werden. Mit anderen Worten: Das „british“ Plastikgeld soll helfen, Kosten zu sparen. Plastikbanknoten gibt es übrigens bereits in Australien, Kanada und Rumänien.
Linsendukaten
Klingt ebenfalls nach einem essbaren Zahlungsmittel – hat aber mit Größe und Form von Geldstücken zu tun: Die Linsendukaten waren winzige Münzen aus Gold, die sich besonders als Geschenk großer Beliebtheit erfreuten. Vor allem in Nürnberg und Regensburg wurden die Linsendukaten im 18. Jahrhundert geprägt.
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