Hier lässt sich Geld am besten begreifen
Das Geldmuseum der Bundesbank
Eigentlich muss man ja bloß sein Portemonnaie öffnen, um echtes Geld zu sehen. Wozu also ein Geldmuseum? Doch so einfach ist es natürlich nicht: Gerade in der Welt der Finanzen begegnet uns viel Abstraktes, Rätselhaftes und Unverständliches. Dagegen will das Geldmuseum der Deutschen Bundesbank etwas tun – und hat sich Aufklärung zum Thema Geld auf die Fahnen geschrieben.
Das Geldmuseum der Deutschen Bundesbank in Frankfurt
Gleich in mehrfacher Hinsicht nimmt das Geldmuseum in Frankfurt am Main eine Sonderstellung ein: Während sich andere Museen schönen Bildern, faszinierenden Kulturen oder ausgegrabenen Schätzen widmen, lockt das Geldmuseum seine Besucher mit einer Dauerausstellung über Zahlungsmittel. Auch die Lage des Museums in der Stadt ist besonders: Anders als das berühmte Städel, das Filmmuseum oder das Goethehaus liegt das Geldmuseum nicht am Mainufer oder in der Innenstadt Frankfurts, sondern rund fünf Kilometer vom Zentrum entfernt – auf dem Gelände der Bundesbank im Stadtteil Ginnheim. Dass das Geldmuseum an diesem authentischen Ort seinen Platz gefunden hat, sieht der Museumsleiter Ulrich Rosseaux eher als eine Stärke, auch wenn man so auf Zufallsbesucher verzichten muss: „Zu uns kommen ausschließlich die Leute, die auch zu uns wollen!“
Ein rund zehnköpfiges Team steht Rosseaux zur Seite, darunter allein vier Museumspädagogen für spezielle Führungen und Workshops. Hier können Schulkinder zum Beispiel eigene Geldscheine entwerfen – und dabei lernen, welche Merkmale auf einer Banknote sein müssen, damit sie als Zahlungsmittel funktioniert. Dass Wissensvermittlung für das Geldmuseum eine herausragende Rolle spielt, zeigt sich auch in der Zusammensetzung der Besuchergruppen: Drei Viertel sind Bildungseinrichtungen zuzurechnen. Es beginnt bei Grundschülern, geht über Auszubildende an Berufsschulen und reicht bis zu Studierenden des Wirtschafts- und Finanzbereichs.
Win-Win-Situation am Touchscreen
Doch es kommen nicht nur Gruppen in Klassen- oder Seminarstärke, auch viele Familien – oft Großeltern mit Enkeln – finden den Weg ins Geldmuseum. Schließlich wendet sich das Konzept der Ausstellung bewusst an alle Generationen. Und dabei kann der Gebrauch moderner Medien sehr hilfreich sein, weiß Museumsleiter Rosseaux: „Es entstehen immer wieder Win-Win-Situationen, weil die Großeltern ihre Erfahrungen einfließen lassen können, umgekehrt erklären die Enkel den Großeltern erst einmal, wie ein Touchscreen funktioniert.“
So lässt sich gemeinsam eine Menge verstehen und erfahren: Darüber, wie man Geld eigentlich definiert, wie man es herstellt oder welche Mengen davon in der Inflation der 1920er Jahre im Umlauf waren. Interaktiv wird deutlich, woran man Falschgeld erkennt. Virtuelle Bankberater erklären, was Buchgeld ist. Es gibt anschaulich aufbereitete Infos, wofür wir unser Geld ausgeben. Und man erfährt, wie die italienische Sprache unsere Finanzbegriffe geprägt hat. Schließlich kann man in einem 360°-Kino gleichzeitig entspannen und sehen, welchen Eindruck das Thema Geld auf die Menschen in den gezeigten Kurzfilmen macht.
Einmalig in Deutschland
Die Deutsche Bundesbank hat das Geldmuseum 1999 ins Leben gerufen. 2014 schlossen sich für rund zwei Jahre die Türen für die Öffentlichkeit: Es wurde umgebaut, modernisiert und erweitert – und die gesamte Ausstellung von Grund auf neu konzipiert. Seit Ende 2016 kann man Deutschlands einziges Geldmuseum wieder besuchen.
Das Geldmuseum der Deutschen Bundesbank ist von Sonntag bis Freitag täglich von 9 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.
Tipp: Sonderausstellungen im Geldmuseum
Im Geldmuseum finden regelmäßig interessante Sonderausstellungen statt. Informationen zu den aktuellen oder demnächst geplanten Themen finden Sie direkt auf der Website des Geldmuseums der Bundesbank.
Julius Cäsar und der Schwarm der Geldscheine
Richtig Eindruck hinterlassen aber vor allem die Original-Exponate des Geldmuseums: Ein „Aureus“, eine über 2.000 Jahre Goldmünze, die im direkten Zusammenhang mit dem Mordanschlag auf Julius Cäsar steht. Ein „Schwarm“ aus über 150 verschiedenen Banknoten – eine von jeder Währung, die es auf der ganzen Welt gibt. Und einen echten, 12,5 Kilogramm schweren, massiven Goldbarren! Den kann man nicht nur betrachten – man kann ihn auch anfassen und sogar versuchen, mit der Hand hochzuheben. Das ist aber gar nicht so leicht, weil man dazu mit dem Arm durch eine enge Röhre aus Panzerglas greifen muss.
Auch wenn man sich bereits eine gute Stunde lang durch die Ausstellung bewegt hat, hat man noch lange nicht alles gesehen. Dass man alle Inhalte mit einem einmaligen Besuch gar nicht aufnehmen kann, gehört durchaus zum Kalkül des Museumskonzepts, erläutert Museumsleiter Rosseaux: „Wir bieten mit Absicht eine Überfülle von Informationen an – es ist ein bisschen wie bei einem guten Hotelbuffet: das darf nie abgegessen wirken.“ So bleibt der Appetit erhalten – vielleicht auch auf einen zweiten Besuch im Geldmuseum.
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