Frauen auf Münzen
Nur vier Länder zeigen überhaupt weibliche Köpfe auf ihren Münzen; insgesamt stehen fünf Frauen-Motive 15 Männer-Portraits gegenüber. Wer war eigentlich die erste Frau auf einer Münze? Wie sieht es in anderen Euro-Ländern aus, und wie gelangt man von einer Idee zur fertig geprägten Münze? Der Bankenverband hat recherchiert.
Frauen auf Geldmünzen gibt es nicht erst seit gestern. Die erste Frau auf einem Geldstück soll Berenike I. von Ägypten gewesen sein, Lieblingsfrau von Ptolemaios I., dem Herrscher Ägyptens im Jahr 367 vor Christus. Er ließ sich zunächst gemeinsam mit ihr auf den damals gültigen Tetradrachmen abbilden. Später war sie auch allein auf den Münzen zu sehen.
Knapp zweieinhalbtausend Jahre nach Berenike sind Frauen auf Geldmünzen noch immer seltene Erscheinungen; auch auf den aktuellen Euro-Münzen spielen sie kaum eine Rolle. Jedes Mitglied der Eurozone kann selbst festlegen, welches Motiv oder welche Person auf die „nationale“ Seite der Euro-Münzen geprägt werden soll, doch die wenigsten entscheiden sich für Frauenporträts. In Deutschland dominieren bisher Symbole und Bauwerke die Münzen, beispielsweise der Bundesadler oder das Brandenburger Tor.
Gerade einmal vier Euro-Länder zeigen Köpfe von Frauen bzw. Frauengestalten. Die Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner ist etwa auf der österreichischen 2-Euro-Münze abgebildet. In anderen Ländern handelt es sich bei den Motiven eher um symbolische oder sinnbildliche Figuren. In Frankreich zieren Marianne, Symbolfigur der französischen Republik, und eine Säerin die Cent-Werte. Italien zeigt auf seiner 10-Cent-Münze Sandro Boticellis Venus-Portrait, und Lettlands 1- und 2-Euro-Münzen ziert ein lettisches Trachtenmädchen.
Jedes Land der Eurozone darf pro Jahr zusätzlich zwei eigene 2-Euro-Münzen ausgeben, sogenannte Gedenkmünzen, mit denen in allen Teilnehmerstaaten bezahlt werden kann. Helmut Schmidt hat es beispielsweise auf eine solche Münze geschafft: Anlässlich seines 100. Geburtstages im Jahr 2018 wurde er auf diese Weise für sein politisches Lebenswerk gewürdigt.
Von der Idee zur fertigen Münze
Wer mehr Frauenköpfe zumindest auf den deutschen Euro-Sammlermünzen sehen will, kann hierzu formlos Vorschläge beim Bundesfinanzministerium einreichen. In Expertenrunden, die aus Vertretern der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, der Fachpresse, des Münzhandels, der Numismatik sowie aus Verwaltungsfachleuten bestehen, wird dann über die Vorschläge diskutiert und am Ende eine Empfehlung abgegeben, über die der Bundesfinanzminister abschließend entscheidet.
Das Motiv wird im Rahmen von Gestaltungswettbewerben gesucht. In einer Jurysitzung wird dann der Siegerentwurf ermittelt und zur Ausprägung empfohlen. Gemäß dem Münzgesetz muss nun noch das Bundeskabinett den Beschluss für die Ausgabe der Münze fassen. Der Prägung steht dann nichts mehr im Wege.
An berühmten deutschen Frauen, ob Wissenschaftlerinnen, Dichterinnen oder Künstlerinnen, mangelt es nicht. Immerhin, seit Januar 2019 gibt es eine 20-Euro-Gedenkmünze zum 100. Jahrestag der Einführung des nationalen Frauenwahlrechts, die demonstrierende Frauen zeigt. Bezahlen kann man mit dieser Gedenkmünze allerdings nur in Deutschland, nicht in der gesamten Eurozone.
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