Thema: Nachhaltigkeit | Datum: 13.03.2023

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Ein Espresso mit… Sebastian Hedler

Heizenergie sparen in den Großgebäuden

19 Grad auf den Büroetagen der TARGOBANK – und manchmal fühlt es sich auch kälter an. Welchen technischen Herausforderungen die Haustechnik bei der Umstellung der Heizungsanlagen gegenübersteht und ob sich das Ganze am Ende überhaupt lohnt, erklärt uns Gebäudemanager Sebastian Hedler.

Der Angriff auf die Ukraine im Frühjahr 2022 hat die bis dahin bereits angespannte Lage auf den Energiemärkten weiter verschärft. Um Energie und vor allem Heizenergie einzusparen und eine mögliche Energiemangellage zu vermeiden, hat der Gesetzgeber mit einer Verordnung die für Arbeitsräume geltenden Mindesttemperaturen von 20° auf 19° gesenkt. Die Bank steht ganz klar hinter diesem solidarischen Beitrag zum Energiesparen. Was die technische Umsetzung bedeutet, wie sich das auf den Etagen auswirkt und ob wirklich Energie gespart werden konnte, darüber haben wir uns mit Sebastian Hedler unterhalten, der sich für TARGO Realty Services (TRS) um die Großgebäude kümmert.

Hallo Sebastian, schön, dass du Zeit für uns hast. Auf die 19 Grad habe ich mich auch schon eingestellt und zu Hause das Thermostat an der Heizung runtergedreht. Kann ich mir das an unseren Großstandorten ähnlich vorstellen?

Sebastian: Schön wär’s… Leider sind die Heizungs- und Lüftungssysteme in den Großgebäuden nicht nur etwas komplizierter, sie sind auch an jedem Standort anders. Das Zentralgerät in der TDG z.B. pumpt je Stunde ein Luftvolumen von 160.000 Kubikmetern in das Gebäude – diese Luft muss auch im Winter von z.B. 0°C Außentemperatur auf mindestens 19 °C Raumtemperatur erwärmt werden. Dazu kommt, dass viele weitere Faktoren Einfluss auf die Innentemperatur haben, wie z.B. Dämmung, Auslastung, Außentemperatur und Sonneneinstrahlung. Für uns war es also schon eine sehr spannende Aufgabe, die 19 Grad umzusetzen – es gibt keine Handbücher und auch kaum Erfahrungswerte. Man muss sich das so vorstellen, dass unsere Systeme bisher eher auf Komfort ausgelegt waren. Jetzt versuchen wir, möglichst wenig Energie zu verbrauchen und trotzdem für die Kolleg*innen auf den Etagen eine angenehme Arbeitsumgebung aufrechtzuerhalten. In den letzten Wochen haben wir viel dazugelernt und konnten auch schon einiges optimieren.

Du sprichst es schon an – es war zwischendurch recht frostig an dem einen oder anderen Platz…

Sebastian: Das stimmt, und das wird uns meist auch recht schnell und deutlich mitgeteilt. Auch wenn das für die Kolleg*innen vor Ort nicht immer angenehm ist, solche Ereignisse helfen uns dabei, die Systeme besser einzustellen. Ein paar Beispiele: Nachdem die Außentemperatur am Wochenende stark gefallen war, hat es zu lange gedauert, bis sich die Temperaturen in den Duisburger Gebäuden wieder stabilisiert hatten und sie sind an einigen Stellen unter die 19 Grad gefallen. Daraus haben wir Konsequenzen gezogen und die Wochenend- bzw. Nachabsenkung der Anlagen angepasst, Vorlauftemperaturen erhöht und Sensoren besser kalibriert. Zwei Wochen später hatten wir einen weiteren noch stärkeren Temperaturabfall, bei dem die Anlage in der TDG auf ein Frostschutzprogramm gegangen ist, um ein Platzen der Heizregister zu vermeiden. Auch daraus konnten wir lernen und haben die Programmierung so angepasst, dass die Anlage automatisch wieder anläuft.

Natürlich wollen wir, dass niemand am Arbeitsplatz friert. Wir weiten daher die Temperaturüberwachung durch mobile Sensoren aus und versuchen, uns eher von oben der 19 Grad Zielmarke zu nähern, um diese an keinem der recht unterschiedlichen Messpunkte zu unterschreiten. Denn natürlich hängt die Temperatur an einzelnen Plätzen nicht nur von den Heizungsanlagen, sondern auch von der Besetzung der Etagen oder zum Beispiel der Sonneneinstrahlung ab.

Noch ist der Winter nicht vorbei und einige Wochen waren ja auch recht mild. Könnt ihr denn schon absehen, ob sich der ganze Aufwand überhaupt gelohnt hat?

Sebastian: Das können wir tatsächlich. Natürlich haben wir finale Zahlen erst mit der Abrechnung durch die Energieversorger, wie bei jedem von uns Zuhause auch. Aber erste Schätzungen gehen davon aus, dass wir zum Beispiel in der Hauptverwaltung in den Monaten September bis Dezember im Vergleich zum Vorjahr bereits 150.000 kWh Strom eingespart haben. Über alle Standorte der Bank gemessen sind es knapp 900 Megawatt für denselben Zeitraum – so viel, wie ca. 200 4-Personen Haushalte in einem ganzen Jahr durchschnittlich verbrauchen. Das ist ein recht beachtlicher Beitrag zum Energiesparen und es zeigt, wie viel es bringt, das Thema Gebäudetechnik unter anderen Voraussetzungen anzugehen und eben nicht nur auf Komfort zu setzen, sondern auch die Nachhaltigkeit im Blick zu behalten.

 

Gas ist in Deutschland ein bedeutender Energieträger zur Beheizung von Gebäuden. Um mögliche Energiemangellagen im Winter zu begrenzen hat der Gesetzgeber zum 01.09.2022 eine „Kurzfristenergieversorgungssicherungsmaßnahmenverordnung“ (kurz EnSikuMaV) erlassen.

Diese Verordnung verringert für Arbeitsräume in gewerblichen Arbeitsstätten temporär die derzeit geltenden Mindesttemperaturen, die in der Arbeitsstättenregel ASR A3.5 in der Tabelle 1 festgelegt sind, um ein Grad Celsius (von 20 °C auf 19 °C). Für alle öffentlichen Arbeitgeber legt die Verordnung die 19 °C sogar als Höchstwert fest.

In der Verordnung selbst ist kommentiert, dass dies in den meisten Gebäuden eine technische Herausforderung ist, jedoch Arbeitgeber dennoch dazu verpflichtet sind, beiden Zielen – Mindest- sowie Höchstwert – so weit wie möglich Rechnung zu tragen.

Die Bank steht ganz klar hinter diesem solidarischen Beitrag zum Energiesparen und hat TRS den Auftrag gegeben, die Temperaturen in den Großgebäuden in Richtung der 19 °C zu fahren.

 

Redaktion: Swenja Voebel

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