Thema: Menschen | Datum: 06.07.2018

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Die frühen Vögel aus Nordhorn

694.000 Kilometer in 15 Jahren Fahrgemeinschaft: Drei Duisburger Kolleginnen erzählen, wie man den Humor auch im Stau nicht verliert und warum Mitfahrer so wichtig sind.

Morgens zwischen 3:30 und 4:30 Uhr in Nordhorn. Bei Eva-Maria Portheine, Silke Krüger und Katja Hecht klingeln die Wecker. Während die eine morgens gerne schon den Haushalt erledigt, versucht die andere noch etwas mehr Schlaf zu bekommen und die dritte trinkt in Ruhe einen Kaffee. Spätestens um 5 Uhr sitzen sie alle gemeinsam im Auto und fahren nach Duisburg. „Nur der frühe Vogel fängt den Wurm“ ist hier mehr als nur eine Redensart, denn wer den täglichen Stau halbwegs vermeiden will, darf kein Langschläfer sein.

260 Kilometer am Tag – gemeinsam kein Problem!

Seit 2003 gibt es nun schon Fahrgemeinschaften, die täglich die 130 km (einfache Strecke!) von Nordhorn zum Dienstleistungszentrum in Duisburg und zurück bewältigen. Während manche Kollegen nach der Auflösung des ehemaligen Citibank Standorts nach Duisburg gezogen sind, kam das für andere nicht in Frage – wer gerade ein Haus gebaut oder familiäre Verpflichtungen hatte, wollte nicht weg. Für ein, maximal zwei Jahre wollten sie damals pendeln. Was hat sie dann über 15 Jahre durchhalten lassen? „Die Fahrgemeinschaft – alleine hätten wir das nie so lange gemacht“, sagt Silke Krüger aus dem Zahlungsverkehr. Wenn man so viel Zeit zusammen im Auto verbringt, muss man sich schon sehr gut verstehen.

Die ehemaligen Kollegen aus Nordhorn sind über viele Bereiche der Bank verteilt und bilden ein festes Netzwerk. Über die Jahre sind dadurch wechselnde Fahrgemeinschaften aus „Nordhörnchen“ entstanden. Vier der Fahrgemeinschaften pendeln immer noch regelmäßig zwischen Nordhorn und Duisburg. Das Zusammengehörigkeitsgefühl hält dabei auch über weit größere Entfernungen als die täglichen Autobahnkilometer: Obwohl Cornelia Heyne mittlerweile in Sri Lanka lebt, ist sie weiter Teil der Gruppe. „Conny schickt uns jeden Morgen eine WhatsApp Nachricht und wünscht uns eine gute Fahrt oder erzählt von ihrem Alltag“, berichtet Eva-Maria Portheine.

Umdrehen? Nur wenn es gar nicht anders geht!

Überhaupt wird es kaum mal langweilig unterwegs. „Bei uns im Auto ist es selten still“, grinst Katja Hecht, „wir quatschen einfach gerne. Man kann sich aber auch auf den Rücksitz zurückziehen, wenn man einen anstrengenden Tag hatte und Ruhe braucht.“ Für alle drei ist neben der Gemeinschaft wichtig, nicht jeden Tag selbst fahren zu müssen. Die Verkehrssituation wird immer schwieriger, erzählen sie. Da helfe nur, den Humor nicht zu verlieren, denn den Stau könne man ja ohnehin nicht ändern. Umgedreht sind sie in den ganzen Jahren nur einmal, wegen Schnee. Ein anderes Mal haben sie es so gerade noch nach Hause geschafft: „Da sind wir über Holland gefahren, weil die Straßen gesperrt waren. Fünfeinhalb Stunden haben wir gebraucht – aber immerhin, wir sind in Nordhorn angekommen, manche Pendler mussten auf der A31 übernachten“ berichtet Silke Krüger.

Katja Hecht ist erst seit ein paar Monaten wieder an Bord. Sie hat ihre Ausbildung bei der damaligen Citibank gemacht und ist jetzt nach dreizehn Jahren wieder dabei. Die Umstellung war gar nicht so einfach. „Als mein Mann beruflich versetzt wurde, mussten meine Kinder für ein paar Wochen morgens alleine aufstehen und sich fertig machen. Sie haben das toll gemacht und sind richtig daran gewachsen“, erzählt sie. Natürlich brauche man aber auf Dauer zuhause ein Netzwerk und immer jemanden, der im Notfall einspringen kann. Das bestätigen auch die anderen: Ohne Unterstützung geht es nicht, und zwar sowohl zuhause, als auch im Büro: Der Rückhalt durch verständnisvolle und flexible Chefs und Kollegen hilft ungemein.

Abstand hat auch seine Vorteile

Apropos Kollegen: Viele, die zum ersten Mal von der Geschichte der Pendler hören, reagieren verwundert. Sie kennen die A31 und den Ort Nordhorn nur von der Durchreise an die See und können kaum glauben, dass  man die Strecke von insgesamt 260 km jeden Tag fahren kann. Der Abstand zwischen Arbeit und Zuhause hat aber auch einen Vorteil, finden die drei: Die räumliche Trennung entschleunige ungemein und am Wochenende sei die Bank dann auch wirklich einmal weit weg.

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