Thema: Menschen | Datum: 14.01.2019

Zähler für Views, Likes und Kommentare dieses Artikels

Anzahl der Views
Anzahl der Kommentare 0

Wenn man sich ohne Worte versteht

BzH-Team übt sich in Gebärdensprache

Julia Straube ist Targobankerin mit Leib und Seele. Im Direktservice der TDG arbeitet sie in einem Team von 25 Kollegen. Dabei hat sie eine besondere Herausforderung zu meistern: Julia Straube ist gehörlos. Um sich in die Lebenswelt ihrer Kollegin einzufühlen, machten sich ihre Teamkollegen auf, die Grundzüge der Gebärdensprache zu lernen.

Julia Straube kam im Juli 2018 in die Bank. Der Kontakt ist über die Handzeichen GmbH zustande gekommen, die sich in Kooperation mit Unternehmen dafür einsetzt, dass Menschen mit Hörbehinderungen einen Platz in der Arbeitswelt finden. Für die TARGOBANK war das nicht die erste Zusammenarbeit: So kam zum Beispiel auch Soner Islam 2016 über Handzeichen zur TARGOBANK. Wie er hat auch Julia Straube ihren Weg in der Bank mit einem Praktikum begonnen, in einem Team des Direktservice. Bei der „Beratung zu Hause (BzH)“ arbeitet sie in der Postbearbeitung sowie in der Kreditkartenbearbeitung. Hier ist sie zum größten Teil für die Dublettenreinigung der Kreditkarten zuständig. In ihre Aufgaben – und das Team – hat sich Julia Straube sehr schnell eingefunden: „Die Zusammenarbeit mit den Kollegen klappt prima“, sagt Teamleiterin Damla Kekik. „Und uns allen war es wichtig, uns besser in Julias Erfahrungen einfühlen zu können“. So entstand im Team der Wunsch, die wesentlichen Kenntnisse der Gebärden- und Fingersprache zu erlernen. Auch das macht Handzeichen GmbH möglich. Also vereinbarten die Targobanker kurzerhand einen Termin und machten sich im Dezember auf nach Essen, um die Organisation zu besuchen.

Julia Straube übernimmt an ihrem Arbeitsplatz in Duisburg Aufgaben in der täglichen Postbearbeitung sowie in der Kreditkartenbearbeitung

Ein Zeichen sagt mehr als tausend Worte

Annette Bungarten, Geschäftsführerin von der Handzeichen GmbH, begrüßte die Targobanker in den Essener Räumlichkeiten. Sie und ihre Kollegen brachten dem BzH-Team mit eigenen Erfahrungsberichten und Videos näher, wie es ist, gar nichts oder nur beschränkt zu hören. Und auch, wie man sich im Alltag trotzdem gut verständigen kann, erfuhren die Targobanker: So lernten sie zum Beispiel das Fingeralphabet kennen, mit dem sich die Schreibweise eines Wortes mit Hilfe der Finger buchstabieren lässt. Da das oft langwierig ist, existieren für viele Begriffe eigene Namensgebärden, die den Begriff durch eine einzige Bewegung versinnbildlichen. Diese Methode wird auch für die Namen von Menschen genutzt, indem man zum Beispiel für die Person typische äußerliche Merkmale – wie eine Brille oder einen Bart – per Handzeichen darstellt. Auch das probierten die Targobanker eifrig aus. „Nach etwas Übung war es gar nicht mehr so schwer, sich einander vorzustellen oder beispielsweise zu fragen, wie es dem anderen geht oder sich am Ende zu verabschieden“, sagt Teammitglied Marcus Kehl.

Lippenlesen? Gar nicht so einfach!

Wie aber versteht man sein Gegenüber, wenn dieses nicht mit der Gebärdensprache vertraut ist. Das konnten die Kollegen anhand einer Übung austesten, bei der es darum ging, von den Lippen abzulesen. Gar nicht so einfach, findet BzH-Mitarbeiterin Nadine Krüger: „Und was das Lippenlesen noch schwieriger macht, sind zum Beispiel Dialekte oder unterschiedliche Sprechgeschwindigkeiten. Die Handzeichen-Mitarbeiter haben uns erklärt, dass man realistischerweise nur etwa 30 Prozent der Laute einwandfrei ablesen kann.“ Auch das eine interessante Information in einem insgesamt lehrreichen Tag für das Team. „Wir haben sehr viel gelernt“, sagt Teammitglied Carolin Schöps zusammen. „Und das Team hat sich wirklich sehr große Mühe gegeben, uns einen tollen und informativen Tag zu bescheren.“ Mit dem geballten Wissen ging es zurück an den Arbeitsplatz. „Ich glaube, der Blick über den Tellerrand war für alle eine Bereicherung und hat uns noch einmal füreinander sensibilisiert“, findet Damla Kekik. Eine gute Voraussetzung für das Team, um auch in diesem Jahr wieder gut zusammenzuarbeiten.

Über die Handzeichen GmbH

Die Handzeichen GmbH bietet zielgruppengerechte Förderangebote für Hörgeschädigte im Essener Raum an. Zudem unterstützt das Unternehmen schwerhörige und gehörlose Menschen bei der Stellensuche. Die Teammitglieder stammen aus

unterschiedlichen Berufsgruppen und beherrschen die  Finger- und Gebärdensprache. Ein weiteres Ziel ist es, über das Leben mit Hörschädigung zu informieren und für das Thema zu sensibilisieren. So soll Ausgrenzung verhindert und Inklusion erleichtert werden.

 

Kommentare

Sie müssen angemeldet sein, um diesen Artikel zu kommentieren

Ähnliche Artikel