Thema: Finanztipps | Datum: 10.02.2017

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Andere Länder, anderes Sparverhalten

Mit dem Sparen hält es jedes Land, jede Kultur etwas anders. Welche Spartraditionen gibt es, wo sind die Sparschweine gut genährt, wo eher nicht? Im internationalen Vergleich kommt man zu teilweise überraschenden Beobachtungen.

Großbritannien

Sprichwörtlich für ihre Neigung zum Sparen bekannt sind seit vielen Generationen die Bewohner ganz im Norden der britischen Insel. Wahrscheinlich entstand das Klischee des sparsamen Schotten aus der Perspektive des früh industrialisierten Englands auf ein karges Land, das dessen Bewohner zu größerer Sparsamkeit zwang als die Nachbarn im Süden. Doch bereits seit längerer Zeit sparen alle Briten, was das Zeug hält! Laut Global Wealth Report der Allianz hat jeder Bürger nach Abzug der Schulden im Schnitt umgerechnet 95.600 Euro auf der hohen Kante. Doch damit nicht genug: Viele Briten gelten als „Secret Saver“ – mit einem geheimen Sparguthaben, das selbst vorm Ehepartner verborgen wird. Im Durchschnitt beträgt das verschwiegene Vermögen stattliche 35.000 Euro. Ob sie es bloß geheim halten, um nicht mit Schotten gleichgesetzt zu werden?

Japan

Das heimliche Sparen gehört in Japan geradezu zum guten Ton. Mehr oder weniger offiziell gilt die Frau in japanischen Ehen und Familien als Finanzministerin. Sie regelt nicht nur die Familienausgaben und -ersparnisse, sie gewährt dem häufig alleinverdienenden Ehemann buchstäblich ein Taschengeld. Für schlechte Zeiten, für ungeplante Konsumwünsche und für den Fall einer Scheidung – bei der Männer durch das japanische Eherecht finanziell am längeren Hebel sitzen – legen Frauen daneben heimlich erkleckliche Beträge beiseite. Die heimlichen Ersparnisse sind auch unter der Bezeichnung Hesokuri bekannt. Eine japanische Lebensversicherung erfragt regelmäßig die Höhe des Hesokuri, um daraus Rückschlüsse zu ziehen, wie liquide die Privathaushalte sind. Für das Jahr 2016 wurde dabei eine deutliche Tendenz nach oben festgestellt. Als offizielles Pro-Kopf-Vermögen der Japaner gilt ein Sparguthaben von rund 84.000 Euro.

Brasilien

Klischees über Brasilien zeichnen das Bild einer Gesellschaft, die oft feiert und das Leben in vollen Zügen genießt. An diesem Klischee ist durchaus etwas dran. So verhindert einerseits ein unbändiger Konsumwillen seit Jahrzehnten jegliche nennenswerte Sparaktivität: Warten auf das neueste Smartphone oder Mode-Accessoire ist verpönt, dagegen sind Ratenkäufe sehr beliebt. Andererseits gibt es objektive Sparhemmnisse – wie die Inflationsrate, die in den letzten zehn Jahren meist bei 5 bis 6 Prozent lag, 2015 und 2016 sogar bei 9 Prozent. So kommt der durchschnittliche Brasilianer auf ein Sparguthaben von nicht mehr als 734 Euro. Die einzige Form des nachhaltigen Vermögensaufbaus ist das jahrelange Bauen am eigenen Haus. Diese private Bautätigkeit ist in Brasilien weit verbreitet. Problematisch ist dabei, dass die Gebäude größtenteils ohne Genehmigung errichtet werden – wodurch diese Vermögenswerte auf unsicheren Füßen stehen.

Südafrika

Auch in Südafrika ist Sparen wenig populär, was sich zum Teil ebenfalls durch jährliche Inflationsraten von 5 bis 6 Prozent erklären lässt. Nachhaltiger Vermögensaufbau beschränkt sich auch hier meist auf Immobilien. Doch genauso wichtig wie der Besitz einer eigenen Immobilie ist vielen Südafrikanern ein möglichst repräsentatives Auto. In aller Regel werden diese Statussymbole über Darlehen finanziert. Ein sehr großer Optimismus zeichnet die Mentalität vieler Südafrikaner aus – gerade auch in finanzieller Hinsicht. Daher ist das Vorsorgen für später nicht sehr verbreitet. Doch selbst in Südafrika gibt es ein Ereignis, auf das man bereits zu Lebzeiten spart: das eigene Begräbnis – das stets mit einem ausgesprochen großzügig zelebrierten Leichenschmaus endet. Arme zahlen hierfür ein Leben lang in eine Sterbekasse ein.

Deutschland

Und wir Deutschen? Werden wir dem Ruf, gerne und viel zu sparen, eigentlich gerecht? Laut Global Wealth Report der Allianz ist dies nur bedingt der Fall: Mit durchschnittlichen Netto-Ersparnissen von 47.681 Euro kommen die Bundesbürger nur auf die Hälfte des Pro-Kopf-Vermögens der Briten und liegen sogar unterhalb des Durchschnitts von Westeuropa. Schweizer und US-Amerikaner haben pro Kopf sogar sechsstellige Beträge auf der hohen Kante. Eine Besonderheit in Deutschland: Ein sehr hoher Anteil von fast 40 Prozent entfällt auf niedrig oder inzwischen gar nicht mehr verzinste Bankeinlagen, so dass der – mit der Inflationsrate verrechnete – Realzins negativ ist. Einen ebenfalls negativen Realzins und damit einen sicheren, kontinuierlichen Wertverlust verzeichnet eine Sparform, die immerhin 7 Prozent der Bundesbürger pflegt: sie horten größere Bargeld-Beträge dauerhaft zu Hause.

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