Marktkommentar von TARGOBANK Chefvolkswirt Dr. Otmar Lang
Die EZB-Granden hatten sich im Vorfeld der EZB-Sitzung bereits alle Mühe gegeben, die Erwartungen an die heutige Zinssitzung herunterzuschrauben: Über längerfristige Fragen der Geldpolitik zu diskutieren, sei viel zu früh und unnötig. So blieb alles beim Alten, insbesondere wurde eine Entscheidung über eine Drosselung des Rentenankaufprogramms nochmals verschoben. Es wurde vielmehr betont, dass das PEPP-Programm mit deutlich höherem Tempo als im ersten Quartal weiterläuft.
Dabei werden die Fragen, deren Beantwortung die EZB heute noch einmal ausweichen konnte, immer dringlicher! Einige Notenbanker hatten zuletzt eine Rückführung der Anleihekäufe im Rahmen des PEPP-Programms angemahnt. Das gilt umso mehr, weil sowohl eine Konjunkturbelebung als auch ein Anstieg der Inflationsraten längst Fakt sind.
Insbesondere bei der Inflation stellt sich die Frage, wie hoch diese noch steigen wird. Dass es sich beim Teuerungsanstieg eben nicht nur um Einmaleffekte handelt, dafür sprechen die anhaltend lockere Geldpolitik, die sehr laxe europäische Fiskalpolitik sowie die aufgestaute, private Nachfrage und die Knappheit bei vielen Vorleistungsgütern und Rohstoffen.
Doch die EZB wiegelt geschickt ab: Als Argument für einen lediglich temporären Preisanstieg führt sie die weniger schwankungsanfällige Kerninflationsrate an. Diese ist aktuell mit einer moderat steigenden Veränderungsrate von 0,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr immer noch weit vom Inflationsziel von knapp unter 2 Prozent entfernt.
Zusätzliche Brisanz bedeutet das Vorgehen der EZB für die FED. Bei der amerikanischen Notenbank wird bereits offen über das Zurückfahren der Anleihekäufe diskutiert, wenngleich eine Zinserhöhung im laufenden Jahr weiterhin kein Thema ist. Doch die Debatte in den USA ist ein Vorgeschmack auf das, was Europa mit einer Zeitverzögerung von drei bis sechs Monaten wohl noch bevorsteht. Denn Christine Lagarde wird ihren aktuellen Kurs kaum bis über den Sommer durchhalten können.
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