Marktkommentar von Dr. Otmar Lang, Chefvolkswirt der TARGOBANK, zur heutigen EZB-Sitzung
Es wird für Mario Draghi immer schwieriger, die nach wie vor sehr lockere Geldpolitik der EZB zu rechtfertigen: Die Wirtschaft im Euroraum wächst so stark wie seit zehn Jahren nicht mehr. Nachdem der IWF seine Wachstums-Prognosen für den Euro-Raum so deutlich nach oben korrigiert hat und auch die aktuellen Stimmungsindikatoren weiterhin für einen anhaltenden Konjunkturaufschwung sprechen, ist das Abwarten der EZB kaum noch nachvollziehbar.
Sicherlich konnte Mario Draghi von seiner Aussage, bis zum Herbst Staatsanleihen zu kaufen, schwerlich abrücken. Diesen Spagat kann er aber nur noch kurzfristig durchhalten: Wir gehen davon aus, dass er spätestens auf der nächsten Sitzung im März seine Kommunikation neu ausrichten wird. Denn je länger er wartet, desto mehr können dann schon kleinste Änderungen im Wortlaut zur Ausrichtung der Geldpolitik zu ungewollten Reaktionen an den Finanzmärkten führen.
Auch unter einem anderen Aspekt beginnt die Zeit zu drängen: Trotz anderslautender Bekundungen glauben die Investoren in Japan immer weniger daran, dass die japanische Notenbank ihre extrem lockere Geldpolitik über den Herbst hinaus verlängern kann. Die EZB sollte deshalb die Finanzmärkte darauf vorbereiten, dass möglicherweise ab Herbst alle drei großen Notenbanken – die US FED, die japanische BOJ und eben auch die EZB – in einen Zinsnormalisierungsmodus eingeschwenkt sind. Darauf müssen die Finanzmärkte vorbereitet werden. Die Investoren wollen auch wissen, wie der Zinsanpassungspfad im Detail aussehen könnte.
Die US-Notenbank FED hat es vorgemacht: Das Ende ihrer Nullzinspolitik war auch deshalb so effektiv, weil andere Notenbanken zu diesem Zeitpunkt in ihrer expansiven Geldpolitik nochmals richtig nachgelegt haben.
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