Auf der jüngsten EZB-Sitzung stand keine wichtige Entscheidung an. Es war klar, dass die „Wait-and-See-Attitude“ fortgesetzt würde. Dennoch gab es eine Menge zu besprechen: Zum einen hat sich seit Mitte Mai der Euro zum USD um fast 10 Prozent aufgewertet. Zum anderen ist der Preisauftrieb in der Eurozone auf den tiefsten Stand seit über fünf Jahren gesunken. Außerdem hatte die US-Notenbank kürzlich einen Strategieschwenk hin zu einem durchschnittlichen Inflationsziel bekannt gegeben. Dieser impliziert eine weitere Lockerung der US-Geldpolitik, was den Aufwertungsdruck für den Euro nochmals erhöht. So gesehen war es spannend zu sehen, was der Schwerpunkt der Ausführungen von Frau Lagarde sein würde.
Es kam, wie es kommen musste: Da die Leitzinsen selbst in der schlimmsten Phase der Coronakrise nicht mehr gesenkt wurden, gab es auch heute keine Aussagen in diese Richtung. EZB-Chefin Christine Lagarde konnte lediglich die Flexibilität der Notenbank beim Anleiheankauf deutlich herausstellen. Hier hatte die Zentralbank im Rahmen ihres Pandemie-Programms PEPP erst im Juni das Volumen verdoppelt. Ob die Aussagen von Frau Lagarde allerdings ausreichen, den Aufwertungsdruck vom Euro zu nehmen, ist fraglich. Möglicherweise wird mittelfristig auch die EZB ein durchschnittliches Inflationsziel verfolgen, das war aber heute für sie noch kein Thema.
Frau Lagarde betonte richtigerweise, es gebe keinen Grund für Überreaktionen auf den Euroanstieg. Es scheint dennoch, als ob es die EZB in der Hochzeit der Coronakrise verpasst hat, sich um den Euro zu kümmern, wogegen die FED ihre geldpolitischen Ziele sehr effizient verfolgte. Die EZB muss jetzt einen Weg finden, ihre bereits ultralockere Geldpolitik weiter zu lockern, um sich zumindest mittelfristig ihrem Inflationsziel anzunähern ohne gleichzeitig in die Liquiditätsfalle zu tappen. Dann würde eine Geldmengenerhöhung zu keiner Erhöhung der gesamtwirtschaftlichen Aktivitäten führen, wäre also nutzlos. Den Euro konnte sie heute auf jeden Fall nicht schwächen. Der gewann schon während ihrer Ausführungen weiter gegen den US-Dollar.
Die TARGOBANK stellt Ihnen diese Informationen unverbindlich zur Verfügung und übernimmt keine Gewähr bezüglich Richtigkeit oder Vollständigkeit dieser Informationen, und sie haftet nicht für etwaige Schäden oder Verluste, die dem Nutzer direkt oder als Folgeschäden aus der Verwendung besagter Informationen entstehen. Bei denen auf dieser Seite enthaltenen Informationen handelt es sich um Werbung. Diese Texte sind nicht nach den Vorschriften zur Förderung der Unabhängigkeit von Anlage- oder Anlagestrategieempfehlungen (vormals Finanzanalysen) erstellt. Bei Prognosen über Finanzmärkte oder ähnlichen Aussagen handelt es sich vielmehr um unverbindliche Informationen und persönliche Meinung oder Einschätzung von Dr. Otmar Lang. Soweit auf dieser Seite konkrete Produkte genannt werden, stellen diese Informationen weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Vor dem Erwerb von Wertpapieren sollte eine ausführliche und an der Kundensituation ausgerichtete Beratung erfolgen bzw. eine Anlageentscheidung sollte auf Grundlage der verbindlichen Verkaufsunterlagen getroffen werden, die auch ausführliche Informationen zu den Chancen und Risiken enthalten. Bei Geldanlagen in die auf dieser Seite ggf. erläuterten Wertpapiere handelt es sich weder um Bankeinlagen, noch sind diese durch die TARGOBANK oder die Crédit Mutuel Bankengruppe, deren Tochtergesellschaften oder die Einlagensicherung garantiert. Der Wert solcher Anlagen unterliegt vielmehr den Schwankungen des Marktes, welche zum teilweisen oder sogar ganzen Verlust des investierten Kapitals führen können.