„Man kann, wenn man will”
Er erzählt seine Geschichte immer und immer wieder. Safwat Raslan flüchtete 2014 aus Aleppo. Heute arbeitet er erfolgreich im TARGOBANK Kundenservice – und nutzt seine freie Zeit, um sich zu engagieren und Menschen sein Heimatland näher zu bringen. Das voilà-Team hat sich mit ihm getroffen.
Seine Geschichte handelt von Krieg und Trauer, aber ebenso von großer Zuversicht. Sein Lebensmotto „Man kann, wenn man will“ hat ihm Kraft und Ausdauer gegeben. Mit seiner Geschichte möchte er mit Klischees aufräumen und Menschen zusammenbringen. Als Vortragsreisender ist er mittlerweile ein bekanntes Gesicht im Ruhrgebiet. Mit seiner Geschichte ist Safwat Raslan gleichzeitig Vorbild für Menschen, die sich etwas vorgenommen haben, einen großen Schritt machen möchten und Träume haben. Auf seinen Vorträgen über Syrien spricht er über Themen, die in der üblichen Berichterstattung nicht vorkommen: Kulturelle Vielfalt, historische Bauwerke und ein ganz normales Leben. Sicherlich ist davon nicht mehr viel übriggeblieben, aber so erreicht er die Menschen, zu denen er spricht.
Aber der Reihe nach: Die Entscheidung, Aleppo zu verlassen, traf Safwat Raslan im Februar 2014. Der Minibus, mit dem seine kleine Tochter jeden Morgen zur Schule fuhr, wurde beschossen, eine Lehrerin starb. An diesem Morgen saß Safwat Raslans Tochter nicht im Bus, sie hatte Glück. Bis dahin wollte er seine Heimat nicht verlassen. Er wollte sich nicht vom Krieg unterkriegen lassen und hatte Zuversicht auf bessere Zeiten und ein normales Leben. Ein Leben, das der studierte Wirtschaftswissenschaftler und Banker gerne in Aleppo führte. Er war Filialleiter bei einer großen Bank, verheiratet und Vater von zwei Kindern – einer Tochter und eines Sohns. Er nahm seinen Mut und seine Ersparnisse zusammen und flüchtete. Die Flucht war aufreibend und gefährlich. Safwat Raslan möchte bei seinen Erzählungen darüber keine Betroffenheit erzeugen, sondern erklären, warum sich vor allem Männer auf den Weg machen und die lebensbedrohlichen Situationen auf sich nehmen.
Botschafter aus eigener Berufung
Safwat Raslan ist ein gern gesehener Redner und Gesprächspartner, wenn es um die Themen Integration und Syrienkrieg geht. In den vergangenen Monaten sprach er in Essen, Krefeld und in Sprockhövel bei der Flüchtlingshilfe. „Ich kann nicht wirklich erklären, wie es zu diesem grausamen Krieg gekommen ist“, sagt er. „Aber ich kann von der Schönheit meiner Heimat und von der Toleranz der Menschen in Syrien sprechen – als noch kein Krieg herrschte.“ Damals haben Christen und Moslems selbstverständlich zusammengelebt. „Zehn Prozent der Menschen in Aleppo und seinen Vororten sind Christen“, so Raslan. „Dort leben sechs Millionen Menschen, also sind es rund 600.000 Christen. Etwa so viele, wie Essen Einwohner hat.“ Eine Information unter vielen, die manchen Gast auf seinen Vorträgen überrascht. Aber es verwundert ihn nicht. „Ich wurde hier in Deutschland einmal gefragt, ob wir in Syrien Autos haben oder nur Pferde. Ich dachte, das sollte ein Scherz sein. Aber es war keiner.“ Auf seinen Vorträgen zeigt er Bilder von der Weihnachtsbeleuchtung in Aleppo und von großen geschmückten Christbäumen mitten in der Stadt. Aber er zeigt auch Bilder von Zerstörung und Elend. Dabei wirkt er nicht belehrend, eher wie ein Botschafter zwischen den Welten. Und er wird nicht müde, sich zu bedanken für all das Positive was ihm in Deutschland wiederfahren ist. Seine Vorträge beendet der 37-Jährige oft mit dem Satz: „Wir haben alles verloren. Aber unsere Träume behalten wir trotzdem immer noch.“
Round Table und Kabarett
Safwat Raslan möchte den Menschen in seiner neuen Heimat etwas zurückgeben. Deshalb engagiert er sich ehrenamtlich im Round Table in Essen-Süd – eine internationale, überparteiliche und weltanschaulich ungebundene Vereinigung, die deutschlandweit mehr als 3.500 Mitglieder hat, die in rund 220 örtlichen Clubs organisiert sind. Der Round Table Essen-Süd hat sich den Austausch von beruflichen und privaten Erfahrungen der Mitglieder, die Pflege neuer Freundschaften im In- und Ausland, vor allem aber den Dienst an der Allgemeinheit zum Ziel gesetzt. So führt er Benefiz-Veranstaltungen wie das „Ruhrgebiet meets Kabarett“ durch, die regelmäßig hochkarätige Künstler auf die Bühne bringt, die ihr Können bereits auf großen Bühnen oder im Fernsehen unter Beweis gestellt haben. Mit dabei war bereits Johannes Flöck, bekannt aus dem Pro7-Quatsch Comedy Club oder Nightwash vom WDR. Die Einnahmen aus den Vorstellungen kommen den Revier Kids Essen zugute, ein Förderprojekt für Grund- und Vorschulkinder.
Der Weg zur TARGOBANK – und ein Stück näher am Traum
Als Safwat Raslan den Mut fand, nach Deutschland zu flüchten, hatte er eine Vision seiner Zukunft. „Ich habe mir gesagt: Ich verlasse meine Heimat, mein altes Leben und meinen Job – aber ich werde es in Deutschland schaffen. Ich werde wieder in einer Bank arbeiten und mir und meiner Familie ein neues Leben aufbauen“. Er ist ein Mann, der sich Ziele steckt und diese verfolgt. So meldete er sich im Juni 2015 bei einer Sprachschule an und absolvierte einen sechsmonatigen Intensivkurs. Er hatte mehr als einmal gehört, dass es selbst für Deutsche schwer sein kann, einen qualifizierten Job in einer Bank zu bekommen. „Aber ich vertraute meinen Erfahrungen“, sagt er. „Ich war ein positiver Mensch in Syrien, warum sollte ich hier nun negativ denken?“ Diese Einstellung zahlte sich aus. Seit Januar 2017 arbeitet Safwat Raslan bei der TARGOBANK und wird vor allem für seinen Ehrgeiz und seine positive Art von seinen Kolleginnen und Kollegen geschätzt.
Ein ganz normales Leben
Der TARGOBANK ist Safwat Raslan auch aus anderen Gründen dankbar, wie er erzählt. „Die TARGOBANK hat mich finanziell bei meinen Sprachkursen unterstützt, sodass ich nun Deutschkenntnisse mit Niveau B2 und C1 vorweisen kann.“
Heute arbeitet er als Sachbearbeiter im Bereich Produktservice im Internet Team und bearbeitet wie jeder andere Kollege selbstständig Kundenanträge zu Krediten, Konten und Karten. Im Team hat er sich sofort angenommen gefühlt. „Ich wurde von allen sehr herzlich empfangen und mit viel Geduld eingearbeitet. Ich bin meinen Kolleginnen und Kollegen sehr dankbar. Ich fühle mich wohl und bezeichne mich selbst als echten Targobanker“. Seinen Dank drückte Safwat Raslan zu seinem Einstand mit einem mitgebrachten arabischen Essen und zu Silvester mit einer selbstgebackenen Torte mit TARGOBANK Logo aus.
Versuchen, versuchen und niemals aufgeben
Safwat Raslan ist weit gekommen und hat viel geschafft. Heute lebt er mit seiner Familie in einer Wohnung in Essen, die Kinder gehen in die dritte und fünfte Klasse. Auch wenn es manchmal schwer ist, Arbeit, Familie, Ehrenamt, die vielen Vorträge und das permanente Lernen miteinander zu vereinen, weiß er, wofür es sich zu kämpfen lohnt: „Alles, was ich gemacht und geschafft habe, habe ich für meine Kinder getan. Wenn ich allein gewesen wäre, wäre ich vielleicht in Aleppo geblieben.“ Deswegen will er weiter kämpfen, sein bereits sehr gutes Deutsch weiter verbessern, seine Geschichte weiter erzählen und anderen Menschen Mut machen, für ihre Träume zu kämpfen – denn, so sagt er lächelnd: „Man kann, wenn man will.“
Kommentare
Sie müssen angemeldet sein, um diesen Artikel zu kommentieren