Thema: Finanztipps | Datum: 15.05.2019

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Eine kleine Geschichte des Geldautomaten

Kaum schiebt man die Plastikkarte in den Schlitz, erhält man Sekunden später auch schon ein paar Geldscheine auf die Hand. Doch nicht nur das: an Geldautomaten und sogenannten Multifunktionsterminals können Kunden heute bereits zahlreiche Bankgeschäfte erledigen. Was für uns so selbstverständlich ist, war früher unvorstellbar. Doch seit wann gibt es solche Bankautomaten überhaupt? Wir geben einen Überblick über die Geschichte und zeigen Ihnen, was künftig möglich sein wird.

Über 3,5 Millionen Geldauszahlungsautomaten gibt es weltweit und laut Angaben der Deutschen Kreditwirtschaft, des Dachverbands der deutschen Banken, rund 58.000 Auszahlungsautomaten davon allein in Deutschland. Fast an jeder Ecke können wir so Geld abheben und einfache Bankgeschäfte erledigen. Es gibt nicht nur die herkömmlichen Geldautomaten und Kontoauszugsdrucker, sondern mittlerweile auch Selbstbedienungsportale, an denen man zahlreiche Bankgeschäfte erledigen kann. Die meisten der Automaten werden mit Windows betrieben, das viele von ihren privaten Rechnern kennen. Doch seit wann gibt es eigentlich Geldautomaten?

Geldautomaten – gestern, heute, morgen

1939 entwirft und baut der türkischstämmige Armenier George Luther Simjian, Erfinder von zahlreichen Apparaturen und Inhaber von über 200 Patenten, den ersten Geldautomat – den sogenannten Bankograph. Die damalige City Bank of New York (heute Citibank) nimmt das neue Gerät in Betrieb – leider bleibt der Erfolg aus. Glücksspieler und Prostituierte sind die einzigen Kunden, die sich an das neuartige Gerät wagen. Auf Grund mangelnder Akzeptanz, baut die Bank den Bankographen nach einem halben Jahr wieder aus.

1965 verpasst der Schotte John Shepherd-Barron knapp die Öffnungszeit seiner Bank, um einen Scheck einzulösen. Obwohl er diesen noch in letzter Minute einlösen konnte, beschäftigte ihn eine Frage brennend: Wieso gab es Automaten, die Schokoriegel ausgaben, aber keine, an denen man Bargeld holen konnte. Daraufhin grübelte er in der Badewanne und entwickelte schließlich eine erste Ausführung.

1967 ließ die Barclays Bank direkt sechs Stück von Shepherd-Barrons Erfindung anfertigen und nahm den ersten am 27. Juni 1967 in Enfield, nördlich von London, in Betrieb: Der Geldautomat war endgültig geboren. Einziges Manko: die Schecks waren leicht radioaktiv, damit Informationen auf ihnen gespeichert werden konnten.

1968 übernimmt die Kreissparkasse Tübingen die Vorreiterrolle für deutsche Geldautomaten: am 27. Mai installiert sie das erste Gerät. Tausend ausgewählte Kunden benötigen eine ganze Ausrüstung, um auf den Automaten zuzugreifen: einen Doppelbartschlüssel für den Tresor, eine Identifikationskarte aus Plastik und jeweils eine Lochkarte als Auszahlungsbeleg, um die Auszahlung einer 100-DM-Banknote zu veranlassen. Außerdem können Kunden Geld nur während der Öffnungszeiten abheben. Aus Unsicherheit, was mit den neuartigen Geräten passieren könnte, schließen die Banker die Automaten in den Filialen ein und machen sie nur zu Banköffnungszeiten zugänglich.

1972 schlägt der Urvater der heutigen Geräte in England bei der Lloyds Bank als „2984 CIT“ (Cash Issuing Terminal) seine Wurzeln. Der britische „Cash Point“ entsprach der Optik unserer heutigen Automaten und besaß zudem ähnliche Funktionen.

1977 wird der erste Online-Geldautomat moderner Bauart Deutschlands von der Stadtsparkasse München in Betrieb genommen.

1982 sind in Deutschland gerade einmal wenige Hundert im Einsatz während in den USA und Japan schon jeweils mehr als 12.000 Automaten in betrieben werden. Deutschland gilt bis dahin als rückständig in Sachen Geldautomaten.

1983 führt die Kundenkreditbank (KKB), der Vorgänger der TARGOBANK, den Bankomat ein, ein reines Geldausgabeterminal. Sein lautstarker Ausruf „Auf Wiedersehn“, wenn er sich von einem Kunden verabschiedete, ist bis heute manchem in Erinnerung geblieben.

1992 bietet die Citibank Deutschland (heute TARGOBANK) als erste deutsche Bank einen multifunktionalen Geldautomaten an. Der Automat besitzt bereits viele Funktionen, wie wir sie heute kennen: Einzahlungen, Umbuchungen, Überweisungen, Daueraufträge, Sparbücher überprüfen und vieles mehr. Diese Funktionen stehen Kunden an allen Citibank Automaten weltweit in den unterschiedlichsten Sprachen zur Verfügung – und werden damit zum Vorbild für viele andere Banken.

2006 ging die zweite Generation des multifunktionalen Geldautomaten der Citibank an den Start. Neben modernisierter Hardware kamen auch weitere Sprachen hinzu.

2012 können auch sehgeschädigte Kunden selbstständig Bargeld an Geldautomaten der TARGOBANK beziehen. Die Auszahlfunktion wird sprachgesteuert sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch angeboten. Die Geldautomaten sind mit einer Kopfhörerbuchse versehen: Mithilfe eines mitgebrachten Kopfhörers können sich sehgeschädigte Kunden ähnlich wie beim Telefonbanking durch ein Menü führen lassen, das von der Nummerntastatur aus bedient wird. Die freundliche Automatenstimme erklärt dann, wo und wie die Geldkarte einzuführen, wo das Bedienfeld zu finden und mit welchen Funktionen die einzelnen Ziffern hinterlegt sind.

2015 können Kunden an den Automaten der TARGOBANK in inzwischen 14 Sprachen – inklusive Japanisch und Koreanisch – zum Beispiel Konten und Tagesgelder eröffnen, ihr Festgeld verlängern oder ihre PIN für die VISA-Karte ändern. Auch Termine in der Filiale können Kunden bequem am Automaten vereinbaren. Außerdem bekommen Kunden individuelle Nachrichten angezeigt. Das können zum Beispiel Hinweise sein, dass ihr Festgeld fällig ist, es einen neuen Service gibt oder auch Glückwünsche zum Geburtstag.

Heute: Die Auswahl an Funktionen wird immer größer. Mit den modernisierten Geldautomaten möchte die TARGOBANK ihren Kunden ermöglichen, das Geld unabhängig von den Öffnungszeiten der Bankfiliale am Automaten einzuzahlen. Das Geld wird dabei nach der Einzahlung sofort auf dem jeweiligen Konto gutgeschrieben. Dieser Service steht den Kunden im Rahmen der Pilotphase seit Juni 2018 in ausgewählten Filialen zur Verfügung. Bis Ende des Jahres werden die neuen Funktionen an Automaten in allen Filialen installiert sein.

 

Kurioses rund um den Geldautomaten

Geldautomaten finden sich an nahezu allen möglichen und unmöglichen Ecken der Welt. So können Menschen, die auch in den entlegensten Winkeln der Erde leben, Bargeld abheben sowie andere Bankgeschäfte erledigen.

Der Weihnachtsmann, der in Lappland – dem nördlichen Finnland – zuhause ist, hat dort seinen eigenen Geldautomaten. Vermutlich hebt er das Geld ab, um Geschenke zu kaufen. Der Geldautomat steht in der Gemeinde Inari und ist der nördlichste in der Europäischen Union. Damit Kälte und Schnee in den Geldautomaten nicht hineinkommen und Störungen verursachen, verfügt er über eine spezielle Ausstattung, die Luft aus ihm herausbläst.

Indonesien ist der weltgrößte Inselstaat und verteilt sich auf mehr als 17.500 Inseln. Mehr als 60 Prozent der Bevölkerung haben keinen Zugang zu Banken und Finanzdienstleistungen. Damit auch diese Menschen Bargeld abheben können, stattete die indonesische Bank Rakyat Indonesia (BRI) im Jahr 2014 vier spezielle Boote mit Geldautomaten aus. Diese steuern – im wöchentlichen Rhythmus und besetzt mit Bankpersonal, Sicherheitskräften und den mit Bargeld bestückten Geldautomaten – über 100 Inseln an. Neben der Versorgung mit Bargeld werden auch andere Bankdienstleistungen angeboten.

In den USA, in Kanada und den Golfstaaten gibt es fahrende Geldautomaten, an denen Kunden in abgelegenen Gegenden Bares erhalten. Die GS-Mobile GmbH aus Verden nahm sich das zum Vorbild: sie bietet deutschen Banken die Möglichkeit, ihren Radius mit mobilen Geldautomaten und Filialen zu vergrößern. Manche Sparkassen und Volksbanken nutzen diese Möglichkeit deshalb in ländlicheren Gebieten bereits.

Sogar an geheimnisvollen Orten von großer historischer Bedeutung, wie der Verbotenen Stadt in Peking, China, befinden sich moderne Geldautomaten für den Bargeldbezug.

Interessant: Die bargeldlose Zukunft steht vor der Tür. Die Stadtverwaltung von Amsterdam hat beschlossen, dass in den Geschäften rund um den Bahnhof nur noch digital bezahlt werden darf – egal ob es um ein belegtes Brötchen oder ein Kleid geht. In Stockholms Innenstadt haben die meisten Bankfilialen kein Bargeld mehr, und Läden nehmen es nicht an. Sogar Straßenmusiker sammeln dort QR-Code-Scans statt Münzen im Gitarrenkoffer.

In Deutschland verhält sich das noch etwas anders. Denn die Deutschen lieben ihr Bargeld und zahlen somit über 70 Prozent noch bar. Das Bargeld beschaffen sie sich aber schon lange nicht mehr an der Kasse in einer Bankfiliale, sondern nutzen dafür in 85 Prozent der Fälle einen Geldautomaten. Auch bei der TARGOBANK finden sogar 90 Prozent der Auszahlungen bereits am Automaten statt.

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