Exchange Traded Funds
Nicht alle Eier in einen Korb legen – so lautet eine alte Börsenregel. Was das mit Exchange Traded Funds (ETFs) zu tun hat, was ETFs auszeichnet und worauf Anleger beim ETF-Handel achten sollten, erklärt Peter Smolny im Interview. Er ist seit 2000 an der Börse Stuttgart tätig und verantwortet dort seit 2018 den ETF- und Aktienhandel.
Herr Smolny, Exchange Traded Funds oder kurz ETFs sind seit einigen Jahren in aller Munde. Wie entwickelt sich der Markt?
Der Markt für ETFs wächst kontinuierlich. Das spiegelt sich auch in unseren Handelsumsätzen an der Börse Stuttgart und bei den Kapitalzuflüssen in die Anlageklasse allgemein wider. 2018 wurden weltweit über 500 Milliarden US-Dollar neu in ETFs investiert.
Auch viele Privatanleger interessieren sich für die börsengehandelten Indexfonds. Warum?
Die Anleger haben die Vorteile von ETFs kennen und schätzen gelernt. Ein ETF bezieht sich auf einen Referenzindex und bildet dessen Entwicklung in der Regel im Verhältnis 1:1 ab. Dadurch sind ETFs für Anleger gut nachvollziehbar. Die Papiere sorgen von vornherein für eine gewisse Streuung der Anlage, da ihnen jeweils ein kompletter Index mit einer Vielzahl von Einzelwerten zugrunde liegt, etwa Aktien oder Anleihen. Die alte Börsenregel, nicht alle Eier in einen Korb zu legen, lässt sich deshalb mit ETFs besonders einfach umsetzen. Wer über ETFs in viele verschiedene Wertpapiere und Anlageklassen investiert, kann Marktschwankungen besser ausgleichen und sein Verlustrisiko verringern. Für ETFs sprechen dabei auch die relativ geringen Kosten, etwa im Vergleich zu aktiven Investmentfonds. Denn bei den passiven Indexfonds ist kein Fondsmanagement nötig, für das Gebühren anfallen.
Welche Vorteile bieten ETFs noch?
Wie Investmentfonds stellen auch ETFs Sondervermögen dar. Damit ist das Kapital der Anleger vor dem Zugriff der Investmentgesellschaft und ihrer Gläubiger im Insolvenzfall geschützt. Noch wichtiger ist die Flexibilität von ETFs: Sie lassen sich täglich fortlaufend zu aktuellen Preisen an der Börse handeln. Das erlaubt es Anlegern, rasch auf aktuelle Entwicklungen einzugehen.
Für welche Anleger sind ETFs geeignet?
Mittlerweile gibt es für jeden Anlegertyp den passenden ETF. Klassische Langfristanleger setzen eher auf bekannte, breit gestreute Indizes, um sich auf unkomplizierte Weise ein stabiles und diversifiziertes Basisportfolio zusammenzustellen. Eine stetig steigende Zahl von Anlegern ist kurzfristiger orientiert und nutzt ETFs, um taktisch zu agieren und auf aktuelle Marktbewegungen und Trends einzugehen. Mittlerweile stehen Anlegern weit über 1.300 ETFs zur Verfügung, mit denen sich in zahlreiche Anlageklassen, Regionen, Branchen und Strategien investieren lässt.
Worauf kommt es beim Handel mit ETFs an?
Ein zentraler Punkt ist die Preisqualität, die je nach Handelsplatz unterschiedlich ausfallen kann. Der konkrete Preis des jeweiligen ETFs zum Zeitpunkt der Ausführung bestimmt die Kosten einer Order maßgeblich mit und wirkt sich erheblich auf die Gesamtperformance des Investments aus. Wenn ein Anleger beispielsweise 100 Stück eines ETFs kauft und wieder verkauft, macht ein jeweils um 10 Cent besserer Ausführungspreis schon 20 Euro Ersparnis aus. Am vorteilhaftesten ist es für Anleger, wenn es gar keinen Unterschied zwischen An- und Verkaufspreis gibt. Anleger sollten zudem beachten, ob der Heimatmarkt der im Indexfonds enthaltenen Wertpapiere geöffnet ist. In dieser Zeit ist die Liquidität im Referenzindex am höchsten und damit auch die Preisqualität beim ETF. Bei einer kurzfristigeren Anlage ist es zudem wichtig, Risiken aktiv zu managen und Verluste zu begrenzen. Bei der Börse Stuttgart stehen hierfür von 8 bis 22 Uhr beispielsweise risikobegrenzende Ordertypen wie Stop-Loss oder Trailing-Stop zur Verfügung.
Eigenschaften von Exchange Traded Funds
- 1. Transparenz
ETFs bilden ihren zugrundeliegenden Index in der Regel im Verhältnis 1:1 ab. Anleger können so die Wertentwicklung der Papiere gut nachvollziehen.
- 2. Kosten
Im Vergleich zu aktiven Investmentfonds sind die Verwaltungskosten bei ETFs gering. Der Grund: Passive Indexfonds beinhalten kein aktives Fondsmanagement, für das Gebühren anfallen.
- 3. Schutz im Insolvenzfall
Das in ETFs investierte Geld stellt ein Sondervermögen dar. Somit ist das Kapital der Anleger vor dem Zugriff der Investmentgesellschaft und ihrer Gläubiger im Insolvenzfall geschützt.
- 4. Diversifizierung
ETFs sorgen prinzipiell für eine gewisse Streuung des Investments, da ihnen jeweils ein kompletter Index zugrunde liegt. Ein breites ETF-Angebot ermöglicht somit eine Investition in unterschiedliche Märkte und Anlageklassen.
- 5. Vielseitigkeit
ETFs eignen sich dazu, ein Portfolio langfristig zu strukturieren. Immer mehr Anleger nutzen ETFs aber auch, um kurzfristiger zu agieren und auf aktuelle Marktbewegungen und Trends einzugehen.
- 6. Risiken
Beim Kauf und Verkauf von Fonds und ETFs bestehen wie bei allen Anlagen Risiken für Kapital und Ertrag. Die Anlage ist – anders als beispielsweise bei Tages- und Festgeldern – nicht garantiert. Schwankungen des Marktes können zu Kursverlusten bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals führen. Im Gegenzug bieten die Aktienmärkte größere Renditepotenziale.
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