Ein Espresso mit… Otmar Lang
In unserem Format „Ein Espresso mit…“ stellen wir Fragen zu Themen, die die Bank beschäftigen. Wir sprechen mit Projektleitern, Vorständen und werfen einen Blick in die Arbeitswelt von Kollegen mit besonderen Aufgabengebieten. Für den aktuellen Beitrag haben wir uns mit Otmar Lang getroffen, Chefvolkswirt der TARGOBANK.
Herr Lang, Sie sind seit mittlerweile elf Jahren Chefvolkswirt der TARGOBANK. Wir wagen mal zu behaupten, dass längst nicht jeder weiß, was genau Ihre Aufgaben sind. Können Sie uns aufklären?
Otmar Lang: Fangen wir mit dem an, was ich wirklich jeden Tag mache: Ich starte online mit einem Blick auf die tagesaktuellen Entwicklungen der Märkte und Börsen – national wie international. Dem folgt ein intensives Studium der wichtigsten Online- und Printmedien – und zwar nicht nur der Wirtschafts- und Finanzteile, sondern auch der Politik- und Gesellschaftsteile. Konkret geht es darum herauszufiltern, welche Entwicklung möglicherweise Auswirkungen auf die Börsen und Märkte haben könnte. Diese Analyse fließt dann in einen Research-Bericht oder in einen umfangreicheren Marktkommentar, beides eine Mischung aus Bestandsaufnahme und Prognose. Die Ergebnisse kommuniziere ich einerseits in die Bank hinein, also in die Investmentabteilung und in den Vertrieb. Hier geht es vor allem um die Auswirkungen der Marktbewegungen auf unser Produktangebot. Zum anderen kommuniziere ich meine Marktkommentare nach außen: Ziel ist es, unser Haus gegenüber Medien und Öffentlichkeit breit zu repräsentieren. Ich gehe hier nicht in die Details sondern betrachte die großen Linien, also beispielsweise die Folgen von Zinsentscheidungen der Notenbanken oder den Einfluss von Währungsbewegungen und Inflation.
Das klingt nach einem sehr breiten Aufgabenfeld. Was ist aus Ihrer Sicht die größte Herausforderung in Ihrem Berufsalltag? Und wie wird man überhaupt Chefvolkswirt?
Otmar Lang: Die größte Herausforderung und gleichzeitig der größte Reiz besteht zweifellos darin, dass die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen und deren Einflüsse auf Wirtschaft und Märkte zumeist nicht absehbar, geschweige denn planbar sind. Egal ob der Brexit, die Trump-Politik, die Italien-Wahl oder der Dieselskandal – all diese Ereignisse haben Anleger und Märkte verunsichert und zumindest temporär für heftige Kursschwankungen gesorgt. Mein Tagesgeschäft besteht also nicht aus planbarer Projektarbeit, sondern aus Beobachten, Analysieren und Prognostizieren, und das jeden Tag aufs Neue. Was heute wahrscheinlich oder absehbar erscheint, kann morgen schon wieder überholt sein. Deshalb heißt die oberste Devise: am Ball bleiben und das Geschehen einordnen.
Ansonsten war mein Weg, glaube ich, recht klassisch: Nach VWL-Studium und Promotion habe ich zunächst als Fondsmanager für institutionelle Kunden in Frankfurt gearbeitet. Danach war ich dann elf Jahre für die Deutsche Bank im Bereich Bond-Research tätig. 2007 wechselte ich als Chefvolkswirt zur damaligen Citibank nach Düsseldorf. Seit 2010 bin ich Chefvolkswirt & Direktor Research der TARGOBANK.
Wir nehmen mit: Die stetige Bewegung der Märkte nimmt keine Rücksicht auf Arbeitszeiten. Wie schaffen Sie es, abzuschalten?
Otmar Lang: Das gelingt mir Gott sei Dank recht gut, denn ich habe mir selbst verordnet, nichts aus dem Büro mit nach Hause zu nehmen. Beim Abschalten hilft mir ansonsten meine Familie, der Laufsport, unser Garten und mein Faible für Autos – vor allem für alte Autos mit starken Motoren. Eine Leidenschaft, die meine Frau glücklicherweise mit mir teilt. Sie bereitet sich gerade auf eine Wüstenrally vor. Tagelang nur mit dem Kompass durch die Wüste zu fahren, ist jedoch nicht so ganz mein Ding. Ich bin da eher ein Freund von Rundkurs-Rennstrecken. In letzter Zeit lebe ich meine Hobby-Rennfahrer-Dasein allerdings weniger auf der Rennstrecke und dafür immer mehr am heimischen Computer und an der Playstation aus. Hier verfüge ich mittlerweile über eine stattliche Sammlung an Autorennspielen und verteidige mein internationales Ranking so gut es geht.
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