Thema: Verschiedenes | Datum: 15.06.2020

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Bitcoin, Ripple und Co.

Wie funktionieren die sogenannten Kryptowährungen?

Kryptowährungen werden häufig als „Geld der Zukunft“ bezeichnet. Unser Leser Torsten Kipar fragt: „Was hat es mit den virtuellen Währungen eigentlich genau auf sich? Wozu könnte die Bank sie nutzen oder tut sie das bereits?“ Das voilà-Team hat recherchiert und TARGOBANK Experten befragt.

Sie heißen Bitcoin, Ripple XRP oder Ethereum. Kryptowährungen sind digital erzeugtes, virtuelles Geld. Und doch verfügen sie über einen ganz realen Wert: Mit ihnen können Wertpapiere, Waren und Dienstleistungen bezahlt werden, und sie lassen sich auch in gängige Währungen wie Euro oder Dollar tauschen – wobei man allerdings auf sehr starke Kursschwankungen gefasst sein muss.

Der Begriff Kryptowährung resultiert aus der kryptographischen Verschlüsselung, die für die Transaktionen von Computer zu Computer aus Sicherheitsgründen erforderlich sind. Rund 900 unterschiedliche Kryptowährungen sind heute bereits im Umlauf. Die mit Abstand größte Rolle dabei spielt der 2009 eingeführte Bitcoin. Ihn hat die Bundesregierung inzwischen sogar offiziell als „privates Geld“, wenn auch nicht als gesetzliches Zahlungsmittel anerkannt. Doch auch der Bitcoin bekommt inzwischen Gegenwind: Nach einer enormen Steigerung bis Jahresende 2017 – kurzzeitig wurde der Bitcoin mit mehr als 16.000 Euro gehandelt – ging sein Kurs in den Folgemonaten stark bergab. Nach einer Erholungsphase 2019 stürzte er im Zuge der Coronakrise stark ab und pendelt seither zwischen 5.000 und 10.000 Euro.

Das sagen die TARGOBANK Experten

Tom Engel, Bereichsleiter Produktmanagement Investment

Tom Engel: „Grundsätzlich ist es möglich, in Kryptowährungen zu investieren. Dies geht beispielsweise in Form des Währungshandels oder über Wertpapiere wie zum Beispiel Zertifikate, die es für einige der aktuell über 2.000 Kryptowährungen gibt. Hierbei gibt es allerdings eine Menge Dinge zu beachten. Kryptowährungen sind extrem volatil, der Markt ist jung und vor allem unreguliert. Das Risiko eines Totalverlustes besteht kontinuierlich und so muss man als Anleger nicht nur Geld, sondern vor allem auch viel Zeit und Aufmerksamkeit investieren. Es handelt sich um eine sehr spekulative Form der Geldanlage und man sollte wirklich nur investieren, wenn man auf das Kapital auch vollständig verzichten kann.

Wir empfehlen unseren Kunden im Rahmen einer umfassenden Beratung, in ein auf ihre Bedürfnisse zugeschnittenes Portfolio zu investieren, welches dazu geeignet ist, ihre individuellen finanziellen Ziele risikoadjustiert zu erreichen. Von einer Investition in Kryptowährungen würden wir unseren Kunden daher aus den oben genannten Gründen eher abraten.“

Hendrik Norbisrath, Bereichsleiter Transaction Banking

Hendrik Norbisrath: „Wir haben aus Sicht des Zahlungsverkehrs gemeinsam mit den verantwortlichen Produkteinheiten sehr genau die Zukunft der Bezahlverfahren im Blick, sehen aber aktuell nicht, dass Kryptowährungen eine echte Alternative als Bezahlverfahren werden. Wir schauen uns natürlich sehr genau an, inwieweit vielleicht künftig einmal digitales Notenbankgeld kommen wird – dies hätte dann eine unmittelbare Relevanz. Ähnlich verhält es sich meines Erachtens mit der Blockchain-Technologie. Gerade in der Abwicklung von Wertpapiergeschäften, in denen beim Abschluss eines Geschäfts immer noch das Clearing und Settlement, also der Tausch Stücke gegen Geld, steht, könnte die Blockchain den Markt verändern. Das beobachten wir natürlich, gemeinsam mit unseren Kollegen bei IT, genau, ohne dass wir aber heute schon konkret etwas entwickeln würden.

Otmar Lang, Chefvolkswirt der TARGOBANK

Otmar Lang: „Kryptowährungen lassen einen Wettbewerb der Währungen realistischer werden. Bis es soweit ist, wird es aber noch etwas dauern. Das Problem ist, dass private Kryptowährungen nur von sehr wenigen Händlern akzeptiert werden. Hinzu kommt eine Gebühr beispielsweise für Bitcoin-Transaktionen, die wiederum aufgrund komplexer Berechnung stark schwankt. Auch die nicht unerhebliche Schwankungsbreite gegenüber dem US-Dollar oder dem Euro ist aktuell noch ein Problem. Positiv lässt sich aber jetzt schon festhalten, dass die Existenz von Kryptowährungen den Digitalisierungsgedanken bei den Noten- und Geschäftsbanken viel stärker in den Vordergrund gerückt hat.“

Netzwerke statt Zentralbank

Im Gegensatz zum herkömmlichen Zentralbank-Konzept basiert die Ausgabe von Kryptowährungen auf dezentralen Netzwerken. Entscheidend dabei sind die Datenblöcke, die entsprechend dem kryptographischen Schlüssel bei einer Transaktion entstehen und die so aneinander gehängt werden, dass – Block für Block – eine immer weiter wachsende Kette, eine sogenannte Blockchain, entsteht.

Diese Blockchain ist eine Datenbank, die wie ein digitales Kassenbuch funktioniert. Das Besondere: Sie wird nicht nur an einem Ort gespeichert und aktualisiert, sondern auf einer großen Zahl von dezentral verteilten Rechnern – also einem ganzen Netzwerk aus gleichberechtigten Teilnehmern. Jeder neue Datenblock, der in diesem „Peer-to-Peer“-Netzwerk durch eine relativ komplexe Rechenoperation überprüft und bestätigt wird, bedeutet eine gelungene finanzielle Transaktion. Als „Belohnung“ für diese Rechenoperation bekommt ein Teilnehmer einen bestimmten Bitcoin-Betrag gutgeschrieben. Dieser Vorgang erzeugt neues virtuelles Geld und wird daher auch als „Mining“ bezeichnet. Gleichzeitig wird die maximale Menge des neu entstehenden Geldes durch das zugrunde liegende Netzwerkprotokoll reguliert.

Was haben Verbraucher von der Innovation?

Mit ihren inzwischen rund 280 Gigabyte (Stand: Mai 2020) ist die Bitcoin-Blockchain die größte, bekannteste und wichtigste Blockchain in der Welt der Kryptowährungen. Innerhalb der letzten zwei Jahre hat sich ihre Größe verdoppelt. Ob Millionen von Verbrauchern sich in absehbarer Zeit für diese Technologie erwärmen werden, gilt als fraglich. Trotzdem können die Vorteile der Blockchain-Technologie für breite Nutzerkreise interessant sein. Denn das wesentliche Prinzip der Blockchain lässt sich auch über den Bereich der Kryptowährungen hinaus anwenden.

Auch die Bundesregierung hat die Wichtigkeit des Themas erkannt und im September 2019 ihre Blockchain-Strategie veröffentlicht. In einer Erklärung dazu heißt es: „Deutschland soll ein attraktiver Standort für die Entwicklung von Blockchain-Anwendungen in Wirtschaft und Verwaltung sein. Gleichzeitig muss bei allen Anwendungsfällen sichergestellt werden, dass die staatliche Souveränität und der Schutz der Verbraucherinteressen gewahrt sind.“

 

Die Blockchain ermöglicht Einsparungen

Attraktiv erscheint die Technologie für den Finanzsektor vor allem, weil sie das Potenzial zu enormer Effizienzsteigerung bietet: Überweisungen könnten sehr viel schneller, komplexe Transaktionen mit deutlich weniger Verwaltungsaufwand ausgeführt werden.

Da die Finanz-Transaktionen in Form von Datenblöcken dargestellt werden, ist es auch möglich, viele zusätzliche Informationen in solche Datenblöcke zu integrieren, etwa Zahlungsmodalitäten bei einem Kredit oder bestimmte Auszahlungstermine bei Geldanlagen oder Versicherungen. „Smart Contract“ ist das Stichwort für dieses Szenario. Anders gesagt: Viele Vertragsklauseln können in der Blockchain direkt mit dem Finanzprodukt oder der einzelnen Zahlung verknüpft werden. Ein riesiges Rationalisierungspotenzial.

Angesichts dieses Trends gehen Experten davon aus, dass Verbraucher vor allem mittelbar von der Technologie profitieren werden. Zum Beispiel weil die Hausbank Überweisungen und andere Geldgeschäfte damit schneller und kostengünstiger ausführen kann. Einsparungen sollen die Institute insbesondere bei der IT-Infrastruktur und beim administrativen Aufwand erzielen können. Außer für Banken könnte die Blockchain vor allem für große Online-Handelsunternehmen, Wertpapierhändler und Versicherungen interessant werden.

Ob der einzelne Bankkunde, Versicherte oder Verbraucher von einem solchen Systemwechsel im Einzelfall viel bemerken wird, ist ungewiss. Einige Fachleute gehen davon aus, dass die künftige Nutzung der Blockchain für Geldgeschäfte aus der Verbraucherperspektive eher hinter den Kulissen erfolgen wird. Wenn dies zu schnelleren und günstigeren Finanzdienstleistungen führt, die Bank aber der gewohnte Ansprechpartner für den persönlichen Beratungsbedarf bleibt, könnten Bankkunden durch diese Innovation deutlich profitieren.

Der Energieaufwand stellt eine Herausforderung dar

Während die Blockchain-Technologie für Finanztransaktionen ein beträchtliches Potenzial zur Effizienzsteigerung bietet, geht sie mit IT-Rechenleistung und der dafür erforderlichen Energie geradezu verschwenderisch um. Allein das Bitcoin-Netzwerk verbraucht zum „Schürfen“ neuer Bitcoins Energiemengen in der Größenordnung des Stromkonsums von Ländern wie Dänemark oder der Schweiz. Sollen die weltweiten Klimaschutzziele erreicht werden, kann diese Entwicklung so nicht fortgesetzt werden. Das hat inzwischen auch der Bitcoin-Konkurrent Ethereum erkannt: Durch die Ablösung des bisherigen „Proof of Work“-Überprüfungsverfahrens der Blockchain durch das sogenannte „Proof of Stake“-Verfahren soll der Energieverbrauch künftig um mehr als das Hundertfache vermindert werden. Ein bereits für Ende 2019 angekündigtes Pilotprojekt soll nun in der zweiten Jahreshälfte 2020 an den Start gehen.

Akzeptanzstellen für Bitcoins finden Sie in dieser interaktiven Karte.

 

Bildquellen: Titelbild: Adobe Stock / Eisenhans

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