Thema: Menschen | Datum: 01.02.2019

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40 Jahre Banker – und einmal auch Tresorknacker

40 Jahre ohne (so richtig) den Arbeitgeber zu wechseln. Klingt langweilig? Ist es aber gar nicht, findet Wilfried Stommel, Senior Revisor in der Innenrevision. Er feiert am 1. Februar 2019 ein besonderes Dienstjubiläum – und blickt auf vier spannende Jahrzehnte zurück, in denen er auch mal ungewöhnliche Aufgaben erfüllen musste.

Banker wollte Wilfried Stommel schon immer werden – genau wie seine große Schwester und sein Schwager. Und nach Möglichkeit wollte der heimatverbundene Gelsenkirchener seinen Traumjob im Ruhrgebiet ausüben. Der Plan ging auf: Nach einer Ausbildung zum Bankkaufmann bei der Sparkasse Gelsenkirchen und dem anschließenden Wehrdienst ging Wilfried Stommel im Februar 1979 als Springer zur Dresdner Bank in Essen.

Wie erhofft, machte ihm die Arbeit viel Spaß: „Ich habe in kurzer Zeit nicht nur eine Vielzahl von Geschäftsstellen, Abteilungen und Kollegen kennengelernt, sondern auch fachlich sehr viel aus dieser Zeit mitgenommen“, erinnert er sich. Nach wenigen Jahren beherrschte er sämtliche Tätigkeiten so gut, dass die Bank ihn zum Leiter des Schalterbereichs in der Zweigstelle Essen Kopstadtplatz beförderte.

Von der Filiale zur Innenrevision

Mit der Revisionsabteilung war Wilfried Stommel im Laufe der Jahre immer wieder in Berührung gekommen. Als eine Standardrevision seiner Zweigstelle besonders gut ausgefallen war, machte ihm die Abteilung das Angebot, zukünftig als Revisor zu arbeiten. Wilfried Stommel erinnert sich: „Ich musste nicht lange überlegen. Tatsächlich habe ich einen viel stärkeren Hang zur Technik als zum Vertrieb. Deshalb bin ich 1989 in die Konzernrevision der Dresdner Bank für die Niederlassungen Düsseldorf und Köln gewechselt, mit dem Schwerpunkt auf Prüfungen im Filialbereich.“

Zwischen diesen beiden Bildern liegen 30 Jahre:
Wilfried Stommel in der Zweigstelle Essen Kopstadtplatz der Dresdner Bank 1989 und in seinem Büro bei der TARGO Commercial Finance 2019

Vom Revisor zum Tresorknacker – und wieder zurück

Besonders interessant waren für den Banker die Jahre 1990 bis 1993: Im Rahmen seiner Revisionstätigkeit verbrachte er viel Zeit in den neuen Bundesländern. „Das waren spannende Zeiten“, erinnert er sich. „Anfangs gab es oft nicht einmal Telefonleitungen oder funktionierende Prozesse, sodass wir Wäschekörbe voller Buchungsbelege von Hand prüfen und dafür sorgen mussten, dass alle Transaktionen ordnungsgemäß durchgeführt wurden.“

Am lebhaftesten im Gedächtnis geblieben ist ihm ein besonderer Fall aus dieser Zeit: Bei der Prüfung hatte er festgestellt, dass die Kassiererin eine kleine Tasche mit all ihren Schlüsseln zum Tresor und den Wertfächern auf ihrem Schreibtisch aufbewahrte und andere Mitarbeiter sich die Schlüssel bei Bedarf aus der Tasche nahmen. Er bat die Kollegin deshalb, zukünftig ihre Schlüssel zugriffsicher aufzubewahren, am besten im automatischen Kassentresor (AKT). Schmunzelnd erzählt er: „Nachmittags kam die Kassiererin ganz aufgeregt in mein Büro und sagte, sie hätte nun ein Problem. Sie hätte alle Schlüssel im AKT eingeschlossen, aber inklusive des Schlüssels für den AKT…“ Nachdem auch ein herbeigerufener Techniker nicht helfen konnte, machte sich Wilfried Stommel selbst ans Werk: Beherzt löste er verschiedene Schrauben, konnte so den Stromkreislauf unterbrechen und den Tresor wieder öffnen. „So schnell wird man vom Revisor zum Tresorknacker“, sagt er lachend. „Aber nicht, dass jetzt jemand auf falsche Gedanken kommt: Heute bekommt man keinen Tresor mehr auf diese Weise auf.“

Automatisch von der Dresdner zur TARGOBANK

Aber wie kommt man von der Dresdner Bank zur TARGOBANK, ohne jemals die Betriebszugehörigkeit zu wechseln? “Als 1994 bei einer Anteilstochter der Dresdner Bank, der ‘Diskont und Kredit AG‘ die Revision unterbesetzt war, bekam ich das Angebot zu wechseln“, erzählt Wilfried Stommel. Ein Angebot, das er gerne annahm, denn zu dem Zeitpunkt war er seit fünfeinhalb Jahren als Revisor auch viel in den neuen Bundesländern unterwegs und viel auf Reisen. „Eine spannende Zeit, aber eben auch anstrengend“, gibt er zu. „Und das persönliche Umfeld hat darunter gelitten.“

Im Rahmen der Übernahme durch General Electric (GE Capital) und der Fusion der „Diskont und Kredit AG“ mit der „Heller Bank AG“ wurde Wilfried Stommel Mitarbeiter der Disko Leasing GmbH. „Und ab hier sollte die Geschichte allen bekannt sein“, sagt Wilfried Stommel. Und fügt mit einem Lachen hinzu: „Manchmal werde ich gefragt, warum ich mich beruflich nie anderweitig umgesehen habe. Ganz ehrlich? Ich musste mich nie verändern, das hat mein Arbeitgeber immer für mich erledigt.“ Im Laufe der Jahrzehnte habe es für ihn so immer neue Aufgaben und neue Herausforderungen gegeben. „Bis heute finde ich meinen Job sehr abwechslungsreich und habe Spaß daran.“

Das Umfeld muss stimmen

Die interessanten Aufgaben sind es aber nicht allein: Auch das gute Verhältnis zu seinen Kollegen und seinem Vorgesetzten ist dem Revisor bei seiner Arbeit wichtig: „Nach inzwischen über 26 Jahren in dieser Abteilung habe ich ein gutes Netzwerk im Unternehmen“, erzählt er. „Die Kollegen wissen, dass ich es nicht als meine Aufgabe sehe, sie für irgendwelche Fehler dranzukriegen, sondern Unregelmäßigkeiten zu finden, um Schaden vom Arbeitgeber abzuhalten.“ Sein Vorgesetzter, Frank Peterlic, bestätigt: „Wir alle schätzen Wilfried Stommel sehr wegen seiner Erfahrung und seiner Zuverlässigkeit. Im Laufe der Jahre hat er viele Male finanziellen Schaden für die Bank verhindert. Besonders machen ihn aber sein hilfsbereites und ausgeglichenes Wesen zu einem sehr angenehmen Kollegen, der“, so fügt er mit einem Lachen hinzu, „auch darüber hinwegsehen kann, wenn man selbst kein Schalke 04-Fan ist.“

Blick in die Zukunft

Im März wird Wilfried Stommel 62, 2021 plant er, in den Ruhestand zu gehen. „Einerseits freue ich mich darauf – so richtig vorstellen kann ich mir das aber noch nicht. Denn meine Arbeit macht mir immer noch viel Spaß.“ Angst vor Langeweile habe er aber nicht: Seine freie Zeit will er dann zuhause unter anderem nutzen, um sich stärker seinen Hobbys wie dem Fotografieren und dem Sammeln von originalgetreuen Modellautos im Maßstab 1:18 zu widmen. Und bis dahin arbeitet er weiter nach dem Motto, das ihm 40 Jahre lang Erfolg beschert hat: „Ich mache einfach immer meine Arbeit so gut wie möglich.“

Wilfried Stommel mit einem Teil seiner Sammlung

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